Es ritt ein Herr zum kühlen Wein
verspielte sein jüngstes Söhnelein
Und als er wieder nach Hause kam
Sein jüngster Sohn ihm entgegen kam
Ach Vater herzliebter Vater mein
Was bringt ihr mit vom kühlen Wein
Ich bringe dir mit ein neues Roß
Das du deine Tage nicht geritten hast
Er ritt wohl vor der Nätherin Thür
Frau Nätherin ist sie drinnen
Schneid sie meinem Sohn ein Hemdchen zu
Schneid sie´s wohl in die Weite
Daß er darin nicht gleite
Schneid sie´s wohl in die Länge
Er soll darinnen hängen
Er hat das Wort kaum ausgesagt
Der ganze Hof voller Reiter war
Die Mutter gab ihm das Geleit
Wohl noch drei Schritte bis hinter die Thür
Die Schwester ging wohl weiter mit
Sie ging wohl mit vor s Galgengericht
Ihr Herren liebe Herren mein
Kann denn mein Bruder nicht erlöset sein
Dein Bruder kann nicht erlöset sein
Du springt denn dreimal um den Ring
Und dreimal nackend um s Galgengericht
Sie hatten das Wort kaum ausgesagt
Ließ sie ihre Kleider fallen ab
Und sprang wohl dreimal um den Ring
Und dreimal nackend um s Galgengericht
Ach Bruder herzliebster Bruder mein
Reich mir dein schneeweiß Tüchelein
Daß ich mir den Schweiß abtreugen kann
Weil ich vor Schande geschwitzet hab
Es dauerte kaum ein Vierteljahr
Ein Edelmann zu ihr auf die Heirath kam
Meiner Schwester geb ich keinen Mann
Weil mir meine Äuglein offen stahn
Meine Schwester die bekommst du nicht
Sie hat mich erlöset vom Galgengericht
Text und Musik: Verfasser unbekannt – wird hier Kindesmissbrauch zum Thema eines Volksliedes ?
Andere Textfassung
in: Neue Sammlung deutscher Volkslieder mit ihren eigenthümlichen Melodien, Band 3, 1. Heft, (1845, Ludwig Erk)