Es ritt ein Herr mit seinem Roß

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Es ritt ein Herr mit seinem Roß
wohl über einen wüsten Kirchhof
er ritt wohl über das selbe Grab
wo sein Vorwirt begraben lag

Wer reitet mein Roß, wer besitzt mein Schloß
wer zieht mir meine Kinder groß
Ich reit dein Roß, ich besitz dein Schloß
ich zieh dir deine Kinder groß

Du schlägst sie scharf mit Ruten
daß sie oft möchten bluten
und wenn du wirst kommen nach Haus
so sage das bald deiner Frau:

„Am Freitag soll sie niemals  singen
am Samstag soll sie nie spät spinnen
am Sonntag soll sie früh aufstehn
und fleißig in die Kirche gehn

Sie soll mir auch herbringen
ein weißes, trocknes Hemde
das erste das ist gar zu naß
Was weinet sie? Was tut sie das?“

Und wie der Herr nach hause kam
die Frau ihm schon entgegen kam:“
Ach Herr, du liebster Herre mein,
warum kömmst heut so traurig heim?“

„Warum soll ich nicht traurig sein?
Die Toten aus den Gräbern schrein
Am Freitag sollst du niemals singen
Am Samstag sollst du nie spät spinnen

Am Sonntag sollst du früh aufstehn
und fleißig in die Kirche gehn
deinm Vorwirt sollst du bringen
ein weißes, trocknes Hemde

Das erste das ist gar zu naß
Was weinest du? Was tust du das?“
Und wie es war am Sonntag fruh
so eilte sie der Kirche zu

Und wie sie auf den Friedhof kam
mit ihrem Finger klopft sie an
„Tu dich auf, tu dich auf, du Erdenkloß
nimm mich zu dir in dein Schoß“

„Was wirst du denn da unten tun?
Da geben nicht die Würmer Ruh“
„Da unten ist die himmlische Ruh
die Gräber decken alles zu“

„Da unten hörst nicht Glocken Klang
Da unten hörst nicht Vogelsang
Da schreit ja stets die himmlische Taub
ihr Gräber schließt euch alle auf!

Da unten schreit das Höllenhuhn
ihr Gräber schließt euch alle zu!
Ihr Gräber schließt euch feste
Die erste Ehe die Beste!“

Text und Musik: anonym – aus Österreich / Schlesien ()
u.a. in: Zupfgeigenhansl (1908)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1908 : Schlagwort:
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