Es reist ein Knab wohl über den Rhein
bei einem Graf da kehrt er ein
Sei mir gegrüsst Makgraf am Rhein
wo hast du denn dein adeliges Schwesterlein
Was fragst du nach meinem Schwesterlein
Sie soll dir ja viel zu adelig sein
Soll sie mir ja viel zu adelig sein
sie hat es geboren, ein Kindelein mein
Hat sie es geboren, ein Kindelein klein
soll sie nimmer mein Schwester sein
Der Graf, der stellt ein Gastmahl an
und ladet sein Schwester auch daran
Und als er in England den Hof nein ritt
Sein Schwester ihm entgegentritt
Sei mir will´komm, meine Schwester am Rhein
wo hast denn du dein adeliges Kindelein?
Ach, Bruder, was ist das für ein artliche Red
ich hab mein Lebtag kein Kindelein gehet
Er greift sie bei ihrer schneeweissen Hand
und führt sie hinab in die tiefe Gewand
Er sprang auf sie mit Stiefeln und Sporen
bis dass Ihr das Herz aus dem Leib herauskam
Ach, Bruder, hör auf, es ist genug
Du welsst, dass ich jetzt sterben muss
Schreib du´s meinem Kind in die rechte Hand
es gehöret dem König aus Engeland
Hättst du mir das Wort vorher gesagt
So hätt ich das Kind zu mei´m Schwager gemacht
Es stand nicht langer als drei Tag an
Da kommt der König aus Engeland an
Sei mir willkomm Markgraf am Rhein
wo hast du denn dein adelies Schwesterlein?
Mein adelige Schwester, die ist tot
Sie ist gestorben den bitteren Tod
Ist sie gestorben den bitteren Tod
so musst du jetzt leiden die grosse Not
Er schwenkt das Kindelein auf sein Ross
und reit´t nach Engeland ins grosse Schloss
er zog es auf bis ins siebzehnte Jahr
bis dass es ein wacker braunes Mädelein war
Text und Musik_ Verfasser unbekannt – Volkslied aus Lothringen –
Vorgesungen von Peter Gangloff ( Molters Peter ) der es aus der Flechtstube in Metz hatte ( um 1855 ?). Melodie aufgenommen von Cl. Weber am 19. Juli 1918. Dieses Lied vom grausamen Bruder wurde zunächst von Goethe 1771 im Elsaß aufgezeichnet , der es eine barbarische Fabel nannte. Domkapitular Ismert in Metz ( geboren 1851 zu Lauterfangen bei St. Avold ) erinnert sich noch der ersten Strophen dieses Liedes, das er in seiner Jugendzeit in seinem Heimatdorfe gehört hatte. Nur ist da die Rede von einem Kupferschmied weil es in der Nähe des Dorfes Kupfergruben gab.
in: Verklingende Weisen I (1926)