Es ist nit Tag es taget schier

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Es ist nit Tag, es taget schier
Der Tag der ist mit Freuden hie
Hält ich den Tag in meinem Schrein
So müßt er mein Gefangner sein

„Und dein Gefangner will ich nit sein
Ich fahr dahin und laß dich hie“
Fährst du dahin und läßt mich hie
Was läßt du mir zur Letze hie?

„Was soll ich dir zur Letze lan?
Es geht mir leider nit fast Wohl.“
,Geht dirs nit wohl, es ist mir leid
Mein feins Lieb hat mir abgeseit

Er gab mir Urlaub vor der Zeit,
Fürwahr er buhlt ein ander Weib
Buhlt er ein Weib, buhl ich ein Mann
Damit scheidt sich die Lieb von dann

„Ach Frau, ihr habt ein stolzen Leib
Ich mein, ihr seid eins Grafen Weib.“
Und bin ich schon eins Grafen Weib.
So zeucht er mir ein stolzen Leib

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 809 „Tagesanbruch“, ohne Melodie)
„Die Melodie hat sich nicht gefunden. Weil das Lied zusammengedruckt ist mit „Eppele von Gailingen“ (s. oben Nr. 230), so darf man gleiche Melodie vermuten, aber auch diese ist ungekannt.

Erklärungen:

  • 5.3: Zeucht = zieht, erzieht. Das deutet auf Prügel, welche die schöne Gräfin von ihrem Gemahl erhielt. Aus Strophe 4 erfahren wir, dass die verstoßene Gattin, deren Mann mit anderen Weibern buhlt, sich durch gleiches Tun rächen und schadlos halten will. (Böhme)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1580 : Zeitraum:


CDs und Bücher mit Es ist nit Tag es taget schier:

Anmerkungen zu "Es ist nit Tag es taget schier"

Text nach 3 Drucken übereinstimmend:

a) Fl. Bl. „Gedruckt zu Nürnb. durch Valentin Newbcr (zwischcn 1551— 1581). Von 2 Liedern das 2. Das erste ist das Eppele von Gailingen.
b) Fl. Bl. Zu Augsburg truckts Mattheus Franck (um 1580).
c) Fl. Bl. Gedruckt zu Augsburg bey Michael Manger (um 1580). (Daher Uhland 77. j Alle haben noch eine nicht dazu gehörende 6. Strophe:

Es reit ein Ritter wolgeton,
Da begegnet ihm ein Jungfrau schon,
„Jungfrau, mein Pferd ist wol beschlagen
Es kann die schönen Mäidlin tragen.“

Diese Zusatzstrophe erinnert sehr an das Lied vom gelbkrausen Haar (oben Nr. 74. Uhland 108): aber auch an das Replied (Nr. 122), somit an die Wolfdietrich-Sage. Vermutlich gabs eine Ballade, davon diese Anfangsstrophe erhalten blieb. (Böhme)