Es hütet ein Herr sechs graue Roß
auf einem wüsten Kirchhof
Er hütet den Kirchhof um und um
bis er kam zu seins Vorwirths Grab
Wer hütet mein Grab wer knetet mein Grab
wer hütet mir all meine Gräslein ab
Wer schläft auch bei meim jungen Weib
wer schwächt ihr denn den stolzen Leib
Wer zieht mir denn meine Waislein auf
mit Rutn und auch mit Geißeln scharf
Ich zieh dir wohl deine Waislein auf
mit Rutn und nicht mit Geißeln scharf
Ich schlaf wohl bei beim jungen Weib
ich schwäch ihr nicht den stolzen Leib
Und wenn du wirst heimkommen sag ihr
sie soll mir bringen ein abgetrocknet Hemde
Das erst ist mir geworden so naß
was weint sie immer was thut sie das
Und wie der Herr daheime kam
er sah seine Frau gar sauer an
Du sollst deim Vorwirth bringen
ein abgetrocknet Hemde
Das erst ist ihm geworden so naß
was weinst du immer was thust du das
Und wüßt ichs nur daß es wahr wär
ich ließ ihm gleich abschneiden
ein Kittel von weißer Seiden
Die Schön erwischt ihren Rocken
sie ging ans Grab anklopfen
Thu dich auf thu dich auf du Erdenkloß
und laß mich nunter auf seinen Schoß
Was wirst du denn hier unten thun
hier unten hast du ja kein Ruh
Hier unten darfst du nichts backen
hier unten darfst du nicht waschen
Hier unten hörst du kein Glockenklang
hier unten hörst du kein Vogelgesang
Hier unten hörst kein Wind nicht wehn
hier unten siehst kein Regen nicht sprehn
Da kräht die erste Himmelstaub
die Gräblein thäten sich alle auf
die Schöne stieg zu ihm nunter
Da kräht das andere Höllenhuhn
die Gräblein thäten sich alle zu
die Schöne mußt unten verbleiben
Text und Musik: Verfasser unbekannt –
in Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens (1817)
Beruht auf dem Volksglauben , daß von den Tränen, die unmäßiger Schmerz der Zurückgebliebenen vergießt, das Sterbekleid des Toten noch im Grabe naß werde ( in Deutscher Liederhort , 1856, Nr. 46a, Der Vorwirt)