Es hatt ein Gastwirt einen Sohn
er ließ ihn etwas lernen schon
das Schlosserhandwerk eben
Und als er ausgelernet hatt
gab er sich auf die Wanderschaft
und tät sich was versuchen
Und als nun sechzehn Jahr um warn
er als Gesell nach Hause kam
sein Eltern zu besuchen
Stellt er sich als ein Fremder hier
bat höflich um ein Nachtquartier
gab sich nicht zu erkennen
Ach Gastwirt lieber Gastwirt mein
schreibt an die Zeche groß und klein
morgen werd ich Alls bezahlen
Ach Gastwirt lieber Gastwirt mein
hebt mir auch auf mein Ränzelein
und tut mirs wol verwahren
Darin hab ich ein schön Stück Geld
das ich erspart hab in der Welt
in meinen jungen Jahren
Die Tochter nahm ein Licht zur Hand
und leuchtet ihm ganz unbekannt
tät ihn zu Bette führen
Ach Jungfer liebste Jungfer mein
hat sie kein einzigs Brüderlein
daß sie muß Alls verrichten
Ach ja ich hab ihr zwei gehabt
der Eine liegt im kühlen Grab
starb erst vor vierzehn Tagen
Der Andre wird sein lange tot
in sechzehn Jahrn habn wir kein Wort
von ihm können erfahren
Ach Schwester liebste Schwester mein
ich bin dein einzigs Brüderlein
der hier vor dir tut stehen
Drauf schenkt er ihr ein schön Goldstück
Schweig still und sags den Eltern nicht
sonst muß ich wieder aufstehen
Die Schwester folgte seinem Rat
sie hat den Eltern nichts gesagt
und tät zu Bette gehen
Und als es kam um Mitternacht
die Eltern aus dem Schlaf erwacht
täten das Geld besehen
Das Geld das macht ihn´ frischen Mut
sie sprachen Jetzt könnts werden gut
wenn wir ihn tätn erschlagen
Der Teufel ließ ihn´n keine Ruh
sie gingen auf die Kammer zu
und täten ihn erschlagen
Und als der erste Schlag geschach
der Gselle aus dem Schlaf erwacht
und tät erbärmlich schreien
Soll ich in meines Vaters Haus
mein junges Leben hauchen aus
und meinen Geist aufgeben?
Ach Jesu an des Kreuzes Stamm
nimm doch mein arme Seele an
tu mir mein Sünd verzeihen
Die Schwester hört das groß Geschrei
lief eilend zu der Kammer nein
allwo der Bruder tät liegen
Verflucht solln doch die Hände sein
die mir mein einzigs Brüderlein
so schmerzlich tun umbringen
Verfluchte Stund die Mutter sprach
da ich das Geld besehen hab
und sprang sogleich in Brunnen
Der Vater stach sich in den Hals
im Augenblick ermordet Alls
ach was ist das für Jammer
Die Tochter starb vor Herzeleid
den Freunden brachts viel Traurigkeit
Gott behüte uns doch Alle
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Die Geschichte von dem Sohn, der unerkannt bei seinen Eltern in deren Wirtshaus übernachtet und von ihnen ermordet wird, ist mit unterschiedlichen Melodien in verschiedenen Textfassungen verbreitet. Zu dieser Fassung mit der Schwester führt Ludwig Erk drei Melodiefassungen an , die erste vielfach mündlich überliefert aus Schlesien und Brandenburg , die zweite aus dem Elsaß und die dritte aus der Gegend von Magdeburg. Die Melodien ähneln sich ebenso wie die Texte. Insbesondere die hier wieder gegebene dritte Melodiefassung aus Magdeburg ist verwandt mit der Melodievariante aus Baden ( Zähringen ) bei der anderen Textfassung , in der das Mordopfer gemeinsam mit einem Kameraden aus dem Krieg zurückkommt – der Mord geht dann von der Mutter aus.
Eine ähnliche Fassung dieser Geschichte steht in der Sammlung Nützel und wurde um 1930 in der Nähe von Hof in Bayern aufgezeichnet. Zum obigen Text schreibt Ludwig Erk: „Mit Benutzung einer Lesart vom Jahre 1780“ –