Es hätt ein Metzger ein Töchterlein
vor einem dürren Holze
Wann es wollt nimmer Maget sein.
Wollt haben ein Reiter stolze.
Do stand eins Metzgers Sohn darbei
Mit seiner schweren Täschen:
„Fahr hin, fahr hin! mein Metzgerlein!
Kein Wampen will ich dir mehr waschen.“
Wohl an! wohl um die Mitternacht
Das Medlin was entschlafen:
,„Wach auf, wach auf, mein Trösterin!
Ich will dir ein Freundlichs machen“
Das Medlin Hätt ein Fingerlein
Mit rotem Gold gezieret
Seh hin! seh hin! mein Reiterlein
Du kannst mir die Nacht hofieren
Das Medlin gäb ein Rübler drum
Darzu ein kälbrin Braten
Dass man das Liedlin nimmer sung
Sie möcht des gar wohl geraten.
Nun merket, ihr Herren allesam, gar eben!
Dem Medlin hat gelungen:
Hätt mir mein Mutter ein Burger geben
Kein Reiter hätt ich genummen
Der uns das Liedlin neu gesang
Von neuem hat gesungen.
Das hat getan eins Metzgers Suhn
Ein Ander hat ihn verdrungen
Text: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1897, Nr. 894, ohne Melodie, „Der verschmähte Metzgersohn“)
Aus Valentin Holls Liederhandschrift Bl. 160 (um 1524). Uhland 171. Die Mißheirat einer Metzgerstocher mit einem Ritter (Reiter) und das Verschmähen des bürgerlichen Standes wird hier durchgehechelt.