Es grünen allzumale
Die Zweiglein und das Gras
Der Winter tat uns Leide
Der Sommer kommt heran
Daß dem Knaben sein Haupt tät weh
Das kommt von einer Maid war jung
Ach wer soll trösten mein junges Herz
Und meines Lieben roten Mund?
Ich will ein Schifflein tauen
Und fahren über See
Und bringen meinem schönen Lieb
Von Rosen ein Kränzelein
Ein Kränzelein von Rosen
Und auch von gelbem Klee
Von Herzenliebe scheiden
Ach! scheiden das tut weh!
Nun schweige, hübsches Mädchen
Und laß das Weinen sein!
Wenn es Rosen schneiet
Und regnet kühlen Wein,
So wolln wir. Allerliebste
All bei einander sein
Wann es Rosen schneiet
Und regnet kühlen Wein
So sollst du. loser Reiter
An deinem Hals gehangen sein
Text in: Liederbuch der Herzogin Amalia zu Cleve (Anf. des 16. Jahrhunderts) Nr. 2. Das niederrheinische Original: „It loufet allzomeile die leufergin und dat gras… “
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 493 „Vertröstung auf Rosenschneien und Weinregen – d. h. auf Nimmerwiederkehr“)
Liederthema: Liebeskummer
Liederzeit vor 1510 - Zeitraum: 16. Jahrhundert
Stichwort:
Anmerkungen:
(Uhland Nr. 65). Hier ins Hochdeutsche übertragen. Versbau verwildert, achtzeilig — Nibelungenstrophe. Vergl. Uhland III S. 218 über die Eigenart der Volkspoesie das abstrakte nein, nichts, nimmer durch ein Bild auszudrücken.
Zum Text:
- 1, 2 loufen, aus der Schale hervorbrechen, ausschlagen, läuferchen, Läufer – Schößlinge der Zweige
- 2, 1 tauen, mit Tauwerk versehen, ein Schiff ausrüsten
- 2, 4 In einem Jägerlied des I6. Jahrhunderts (dort fern vor jenem Walde) heißs ganz ähnlich:
„Die Jungfrau stand an der Zinnen, sie sach zum Fenster raus
in rechter Lieb und Treue warf sie ein Kränzlein ‚raus
von Feiel und auch von Rosen, von Feiel und grünem Klee
Von Herzenliebe scheiden, scheiden das tut weh.“