Es gingen drei Frewlach also fruh
Sie gingen dem heilgen Grabe zu
Sie wollten den Herren salbun
Als Maria Magdalena hätt gethon
Die Frewlach redtun all gemein
„Wer wälzt uns ab dem Grab den Stein ?
Dass wir den Herren salbun
An Leib und allenthalbun ?“
Do sie kamen zu dem Grab
Von Salbun brachtn sie kostberlich Schatz
Das Grab fanden’s offen ston
Zwen Engel die wasen wolgeton
Ihr Frewlach ihr sollt erschrecken nit
Den ihr da suchent, den findent ihr nit
Schaunt an das weiße Kleid ,
Des zu dem Herren ward bereitt
Ihr Frewlach, ihr sond nit abe lan
Ihr sond gen Galilea gan
Gen Galilea sond ihr gon
Da will sich Jesus schauen lon
Maria Magdelena wollt nit abe lon
Sie wollt den Herren suchen thon
Was gegnet ihr in kurzer Friſt
Wenn unser Herrn Jesus Christ
In aller Weis und Bäre
als ob er ein Gärtner wäre
Er trug ein Grabun in seiner Hand
als ob er wollt bauen ein ganzes Land
„Sage du mir , Gärtner fein
Wo hast du gelassen den Herren mein ?
Sage mir, wo hastu ihn gelan
dass mir mein Herz ohn Kummer mög stan?
Bald er das Wort ußer sprach
Sie sahe dass es Jesus was
Sie kniet nieder uf einen Stein
Sie hätt Gott den Herren funden allein .
„Maria Magdalena , berühr mich nit
Denn es ist an der Zeite nit
Berühr mich nit mit deiner Hand
Bis dass ich komm in meines Vaters Land!“
weitere Strophen:
Behüte uns das heilig Kreuz
Und alle Christenleute !
Begehret die falschen Juden nit
Sie glauben an unsern Glauben nit
Und hätten sie unsern Glauben
Sie glaubten an unsere Frauen
Und an unsern Herren Jesu Christ
Der von den Juden gekreuzigt ist
Christ fuhr gen Himmele
Was sandte er uns wieder ?
Da sandt er uns den heilgen Geist
Gott tröst uns arme Christenheit
Text und Musik: Verfasser unbekannt
ohne Noten in: „Deutscher Liederhort“ III (1893, Nr. 1972)
Aus Simprecht Kröll’s Handschrift, Augsburg 1516, auf der Heidelberger Univ. Bibl. Nr. 109