Es ging ein Jäger spazieren
Mit seinem Hündelein
Zu suchen sein Lust und Freude
In grünen Wald hinein
Sein Hörnlein tät er blasen
Mit einem so hellen Schall
Daß es tät weit erklingen
Durch Berg und tiefe Tal
Kaum tät er sich besinnen
wo er wollt jagen hin
da ginge ihm entgegen
Ein schöne Schäferin.
Er tät sich gegen ihr neigen
und grüßet sie gar bald
Gar höflich er sich zeiget
allhier in diesem Wald.
Ich ging einmal spazieren
Hierher an diesen Ort
Da tät ich mich verirren
Daß ich nicht mehr wußt fort;
Indem mich überfiele
Ein süßer Schlaf zumal
Da täte mich aufwecken
Des Hömleins süßer Schall.
Ich hätt niemals geglaubet
daß ich anstatt das Wild
Sollt finden in dem Walde
Ein solches schöne Bild.
Ich hätt niemal geblasen
Wenn ich dies hätt gewußt
Daß ich euch sollt erwecken
Von süßer Schlafeslust.
Ich bin nun voller Freuden
Daß ich euch hab erblickt;
Ich hoff, ihr werdt mirs gewähren
Dasjenig,so ich bitt
Und mir den Weg wohl zeigen,
0 edler Jäger werth,
Daß ich kann wiedrum finden
Meine verlorne Herd.
Bekannt sind mir die Wege
In diesem Wald allhier
Darum dörft ihr nicht bitten
Sondern befehlt nur mir:
Ich will euch gerne führen
Wo ihr verlanget hin;
Ich leb zu euren Diensten
Mein schönste Schäferin.
Nun ist es Zeit zu gehen
Der Himmel von uns weicht
Die Strahlen sich verbergen
Der Sonnen Glanz erbleicht.
Doch laßt uns weitergehen,
daß wir noch bei dem Tag
Die Lämmlein mögen tränken
An einem kühlen Bach.
Jetzt werden wir bald kommen
Auf eine Wiese grün
Darunter auf der Auen
Viel schöne Blümlein stehn
Darum ich euch umfange
Und küsse eure Händ
Ade! Wir müssen scheiden
Der Wald hat nun ein End.
Text und Musik: Verfasser unbekannt (Melodie aus Oppeln, Schlesien, 1840)
in Deutscher Liederhort I (Nr. 168) und Liederhort III (1894, Nr. 1459 „Der höfliche Jäger“)
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