Es geht ein frischer Sommer daher
Und ein viel lichter Schein
Ich Hätt mir einen Buhlen erworben
Da schlug alles Unglück drein
Ich hätt mir ein Buhlen erworben.
Den mußt ich fahren lan
Das schafft ein klein Schulde:
Dass ich nit Pfennig han
Es machen die falschen Zungen
Die sind darbei gewesen
Die schnitten mir tiefe Wunden
Der Treu ich wohl genesen
Sie schnitten tiefe Wunden
In meines Herzens Grund
Die stehn noch unverborgen
Schafft, Lieb, dein roter Mund!
Wo zwei Herzenliebe
An einem Tanze gahn
Die lassen ihr Äuglin schießen,
Sie sehen einander an.
Sie lassen ihr Äuglin schießen
Recht als ihn‘ nit darum sei
Sie gedenken in ihren Sinnen
Und lag ich nahe dir bei!
Jungfrau! Ihr seid edele
Ihr seid ein weidelich Weib
Und daß ich euch gerne nähme
Das Gut steht ungeleich
Junker! Ihr seid edele
Ihr seid ein Weidelich Mann
Und nähment ihr mich gerne
Kein Gut führt ihr nit an
Ich hör es die Leute sagen
Ihr seid ein Findeling
So will ich ein Magd bleiben
Bis daß ich reiche bin
Da zog er von der Hände
Von Gold ein Ringelein:
So seh dir, schön Jungfraue
Dabei gedenk du mein!
Nun mag ich numme singen
Und mag kein Freude han.
Ich hat mir ein Buhlen erworben.
Den muß ich fahren lan
Es stehn dri Rosen in jenem Tal
Die rufet, Jungfrau, an!
Gott gesegen euch, schöne Jungfrau
Und nehmet kein‘ andern Mann!
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 464)
Aus einer Papierhandschrift des 15. Jahrhunderts bei Fichard, Frankfurter Archiv III 1815 Seite 270 ff. Daher Uhland 36. Hier vom Dialekt gereinigt. — „Jedenfalls sind hier zwei Lieder zusammengeschoben: Str. 1 — 4 und Str. 11 handeln vom verlornen Lieb. Aber Str. 5 — 10 und 12 von Verlobung beim Tanze. Man kann Str. 5—10 als Episode betrachten, darin die Gelegenheit zur Treulosigkeit erzählt wird.“ (Böhme)