Es freit einmal der Wassermann
er freit einer Königin Töchterlein
Er freit sie schon an sieben Jahr
und in das achte das ist wahr
Ach Mutter liebste Mutter mein
laßt mich noch zarte Jungfrau sein
Zarte Jungfrau heute Nacht alleine
und sonst schon nimmermeh keine
Sie hatt das Wort kaum ausgeredt
der Hof schon voller Reiter steht
Der Bräutgam war ein flinker Mann
er schaut daß er in die Stube kam
O Mutter liebste Mutter mein
wo habt ihr euer Töchterlein
Dort drin in jener Kammer
schlägt sie die Hände zusammen
Der Bräutgam war ein flinker Mann
er schaut daß er in die Kammer kam
Was machst du da feins Annelein
was machst in deim Schlafkämmerlein
Ich mach wol auch gar wenig was
ich zieh nur an mein Sammetrock
Ich richt mir nur mein Schleierschürz
die mir die Mutter hat zugeschickt
Und wie sie auf den Hof herab kam
Gott behüt euch Vater Mutter Bruder und Schwestr
Und wie sie vor den Zaum naus kam
Gott behüt euch Blümlein und grünes Gras
und Alles was ich hinter mir laß
Und wie sie auf die Heid naus kam
da kam ein weißer Schwan geflogn
Herzliebster Schwan du fliegst in Freud
ich aber ziehe fort in Leid
Und wie sie zu der Brücke kam
hieß sie den Knecht nur stille stahn
Zieht mir nur aus mein weiß Gewand
zieht mir den Goldring von der Hand
Zieht mir ein weißen Kittel an
daß ich darinne schwimmen kann
Die Brücke war mit Eisen beschlagn
sie konnte vierundvierzig Wagen tragn
Und wie sie auf die Brücke kam
so fiel der Brücke der Boden herab
Die Braut war auf dem Sande
die Hochzeit auf dem Rande
Die Königin vom hohen Zimmer
sie sieht ihr liebes Kind schwimmen
„s hat mir was gesagt bei Mondenschein
daß sie ertrinken sollt im Rhein“
Diese Fassung von 1817, entnommen aus: J. G. Meinert : Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens , Wien u Hamburg , 1817 S.77 Nr 43) – in Deutscher Liederhort (1856, Nr, 17a)
– siehe auch „Es freit ein wilder Wassermann