Es freit eine junge Markgräfin
Ein Mädchen im elften Jahr
Ach Mutter verschaffe mir einen Mann
Ich lebe nicht länger als noch ein Jahr
Als nun das Jahr vergangen war
Ging sie in Kindesnöthen
Da kam der Herr in Eilen
Ritt zweiunddreißig Meilen
Als er ein Stückchen in Wald rein kam
Die Mutter ihm schon entgegen kam
Guten Tag guten Tag mein Mütterlein
Geht’s denn meiner jungen Frau noch wohl
Es geht ihr wohl und auch nicht wohl
Ich hoffe sie wird bald bekommen einen jungen Sohn
Und als er in den Wald rein kam
Hört er die Glocken klingen
Guten Tag guten Tag ihr Schäfersleut
Für wen klingen denn die Glocken so fein
Klingen sie denn einer Traute
Oder klingen sie einer Kindtaufe
Oder klingen sie einer Leiche
Sie klingen keiner Traute
Sie klingen auch keiner Kindtaufe
Sie klingen der jungen Markgräfin
Da nahm er ab seinen breiten Hut
Und setzte n den Schäfersleuten aufn Kopf
Und das soll euch ein Denkmal sein
Daß ihr mir habt gesagt von der jungen Markgräfin
Und als er in den Hof rein kam
Die Träger ihm schon entgegen kamen
Setzt ab setzt ab ihr Trägersleut
Die Leiche muß ich beschauen
Er küßte ihr die Füße
Die Liebe war noch so süße
Er küßte ihr die Hände
Die Liebe nahm bald ein Ende
Er küßte ihr den blassen Mund
Sein Herz in tausend Stücke zersprung
Und das Hab ich noch nie gesehn
Drei Liebchen in Einem Sarge gelegn
Text und Musik: Verfasser unbekannt – Aus Guteborn, Schlesien
Bemerkenswerte Geschichte von einer elfjährigen (!) Braut, die schwanger wird. Die Todesahnung steht hier als Grund für die Schwangerschaft, es dürfte eher andersrum gewesen sein? Wird hier ein Kindesmissbrauch zum Thema eines Volksliedes?
Vor allem der Schluß hat große Ähnlichkeit mit „Es spielt ein Ritter mit einer Magd“
in Schlesische Volkslieder (1841, Angaben von Hoffmann von Fallersleben)
Andere von unserm verschiedene Texte:
Wunderhorn 2 , 250-252 (1806) — Bothe : Frühlings Almanach (1806, S 32. wiederholt bei Büsching und v. d. Hagen 30-31, woselbst der Schluss also lautet:
Und als sie an den Kirchhof kamen
Die Tochter man in die Erde nein sank
Die Mutter setzt sich auf einen breiten Stein
vor groß Leid sprang ihr Herz entzwei
Hans Markgraf lebt in Zweifelmuth
So find ich Mutter und junge Braut
Das Kind in der Wiege lag blutroth
Er stach sich auch wol selber todt
Ist das kein Jammer ist das keine Not
Hier liegen vier Königskinder sind todt
Vgl. das Lied von Peder Palleson in Arwidssons Svenska Fornsauger 18-20 und 437-439