Es freit ein wilder Wassermann
von dem Berg und tiefen Tal
wohl über die See
er freit nach königlichem Adelstamm
nach der schönen Hannäle
Er ließ eine Brücke mit Gold beschlagn
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
darauf sollt sie spazieren gehn gahn
die schöne Hannale
Sie gieng darüber so manchen Gang
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
bis daß sie unter das Wasser sank
die schöne Hannale
Und als sie unter das Wasser sank
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
ergreift sie der wilde WaSsermann
die schöne Hannale
Darunter war sie sieben Jahr
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
bis sie ihm sieben Söhne gebar
die schöne Hannale
Und als sie bei der Wiege stand
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
da hört sie einen Glockenklang
die schöne Hannale
Ach Wassermann lieber Wassermann
von dem Berg und tiefen Tal
wol über die See
laß mich einmal in die Kirche gehn gahn
mich arme Hannäle
Wenn ich dich laß in die Kirche gehn
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
du möchtest mir nicht wiederkehrn
du schöne Hannale
Warum sollt ich nicht wiederkehrn
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
wer würde mir meine siebn Kinder ernährn
mir armen Hannale
Und als sie auf den Kirchhof kam
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
da neigt sich Laub und grünes Gras
vor der schönen Hannale
Und als sie in die Kirche kam
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
da neigt sich Graf und Edelmann
vor der schönen Hannale
Der Vater macht die Bank ihr auf
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
die Mutter legt das Kissen drauf
der schönen Hannale
Als sie nun wieder nach Hause wollt gehn
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
ihr Vater und Mutter sie mit sich nehmn
die schöne Hannale
Sie setzten sie wol oben an Tisch
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
und trugen ihr auf gebackne Fisch
der schönen Hannale
Und als sie im besten Essen war
was von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
fiel ihr ein Apfel auf den Schoß
der schönen Hannale
Ach liebe Mutter seid so gut
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
werft mir den Apfel in Feuers Glut
mir armen Hannale
Ei willst mich hier verbrennen sehn
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
wer wird denn unsre Kinder ernährn
du schöne Hannale
Die Kinder wolln wir beide theiln
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
nehm ich ihr vier nimmst du ihr drei
ich arme Hannale
Nehm ich ihr drei nimmst du ihr drei
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
das siebente wolln wir theilen gleich
du schöne Hannale
Nehm ich ein Bein nimmst du ein Bein
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
daß wir einander gleiche sein
du schöne Hannale
Und eh ich mir laß mein Kind zertheiln
von dem Berg und tiefen Thal
wol über die See
viel lieber will ich im Wasser bleibn
ich arme Hannale
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Erk’s Liederhort (1856, Nr. 16, 3 Melodien) und Deutscher Liederhort I (1893, Nr.1, zusätzlich Melodie aus Joachimsthal)
Diese 21-strophige Fassung der Ballade „Es freit ein wilder Wassermann“ mit vier Melodien: a) vielfach mündlich überliefert aus der Gegend von Hainau, Liegnitz und Breslau — b) mit etwas anderer Melodie aus Neukirch bei Goldberg in Schlesien und c) ebenfalls etwas anderer Melodie aus der Niederlausitz und Joachimsthal (1813)