Es freit ein reicher Kaufmannssohn
er freit die Königstochter
er freit sie nit länger als sieben Jahr
und kann sie nicht erwerben
„Bist du so´n reicher Kaufmannssohn
und kannst mich nit erwerben
so zieh du Jungfräueleins Kleider an
und komm in unser Wesen“
„Ach Schwester, liebste Schwester mein
Lehn mir von deinen Kleidern
Denn ich muss in fremdes Land freien gehn
Im Herzen tut es mir leide“
Was leit sie ihm hin, ein Seidenrock weiss
Sie legt sein Haar in Seide
„Reit hin, reit her, mein Brüderlein jung
Das freien wird dich reuen.
Reit hin, reit her, mein Brüderlein jung
der liebe Gott soll dir helfen.“
Und wie sie auf die Heid ist komm
wohl auf gut Licker und lichtere Heide
da begegnet ihr der König
mit all seim Volk, mit tausend Wagen
Der eine Kamerad zu dem andern sprach
„Wer kommt daher geritten?
Es ist fürwahr ein schöne Jungfrau
Sie hat zwei schwarzbraune Augen
Sie kommt noch heut vor unser Schloss
Von mir wird sie hereingelassen“
Der Tag verging, der Abend kam
Jungfräuelein kam geritten
Sie klopfet so leise wohl an die Tür
Sie wäre gern reingelassen
„Ach Vater, herzlichster Vater mein
Soll ich ihr zeigen die Strassen
soll ich sie heissen herinnergehn
Oder soll ich ihr weisen die Strassen?“
„Ach Tochter, herzlichste Tochter mein
Du sollst ihr nicht weisen die Strassen
denn es schicket so mancher edele Herr
seine Kinder auf fremde Strassen.“
„Habt ihr einen Mann oder wollt ihr keinen han
Oder wollt Ihr Jungfräuelein bleiben?“
„Ich hab keinen Mann, will auch keinen han
Jungfräuelein will ich bleiben.“
„Ei so könnt ihr bei meiner Tochter schlafen
Sie liegt in brauner Seide“
„Ungefähr in der halben Nacht
Der Reiter zu Braut Sondeli sprach
„Leg dich herum und leg dich her
und sage mir, wo bist du her
und sag mir alles, was du weisst
Wie dein Vater und Mutter heisst“
„Mein Vater, der heisst Heinrich
meine Mutter, die ist Königin
Mein Bruder, der ist Kommissar
weiss Gott, wo er herummer fahrt“
„Heisset dein Vater Heinrich
Deine Mutter, die ist Königin
Dein Bruder, der ist Kommissar
Da hab ich mein Schwester Im Arm“
Als es morgens Tage war
Die Wirtin zu Braut Sondeli sprach
„Steh auf, steh auf, du faule Magd
und rüst dem Gast das Frühstücksmahl
Der Reiter sprach ganz unverzagt;
„Die Magd, die darf sie selber sein
Dem Gast zu rüsten das Frühstücksmahl
Meine Schwester darfs nicht mehr tun“
Er nahm sie hinten auf sein Ross
und reist mit ihr durch Berg und Tal
Bis er an Königs Schloss ankam
Der König schaut zum Fenster heraus:
„Willkommen, willkommen, mein Söhnelein
mit deinem schönen Fräuelein!“
Es ist nicht mein Fräuelein
es ist fürwahr die Braut Sondeli
Schon sieben Jahr verlor war sie
„Ist es fürwahr Braut Sondeli
schon sieben Jahr verlor´ war sie“
Er zog ihr an den goldnen Ring
jetzt war sie wieder das Königskind
in Verklingende Weisen . Volkslieder aus Lothringen Band II (1928)