Es fährt ein Mann mit Stangen
Hinein in den Orient
Wo so viele Länder prangen
Von denen man wenig kennt
Man kommt nach einer Pause
In Adrianopel an
Da bleibt vor dem letzten Hause
Er stehn, der Unglücksmann
Des Südens Zephyr fächelt
Die Fluren weit und breit—
Und hinter dem Fenster lächelt
Die schöne Türkenmaid
Er merkt nicht, daß die Schöne
Nur ist ein wächsern Bild
Und daß im Fond der Szene
Ein Kerl steht, rauh und wild
Die Andern gehen weiter
Er bleibt noch immer stehn
Wie? Ohne jeden Begleiter
Wagt er in den Harem zu gehn?
Er tut! — Mir bebt die Lippe
Zu melden, was aus ihm ward —
Im Keller, wo manches Gerippe
Schon liegt, ward er verscharrt
Text: in Kladderadatsch-Kalender 1874,
unter dem Titel: „Das wächserne Damenbild“ oder „Der verlorene Stangenfahrer“
auch was für die „Männerphantasien“ von Theweleit
in Krokodilstränen (1970)