Erlinghausen, schönes Städtchen
das im Lipper Ländchen liegt
In dem Teutoburger Walde
wo die Römer einst besiegt;
Indianerluftschnappkurort
nie von der Kultur beleckt,
Hat man nun ein Bataillönchen
Königskinder hingesteckt
Und wie freute sich die Stadt
Daß Soldaten sie jetzt hat
In der schönen, in der schönen
In der schönen, in der neuen
In der neuen, in der schönen
grauen Felduniform
Euer ganz Hochwohlgeboren
Herr Major von Kohlwein spricht:
Ja, es kam mir was zu Ohren
nein, ach sowas duld ich nicht
So ein Kerl hat sich besoffen!
Warte, Schwein, dich sperr ich ein!
Ich gestehe es ganz offen
so etwas, das ist nicht fein
Zum Arresthaus geht der Mann
Mit’m Kommißbrot unterm Arm
In der schönen, in der schönen
In der schönen, in der neuen
In der neuen, in der schönen
grauen Felduniform
In des Ortes schönster Straße
steht ein stilles, großes Haus,
Darin schaut aus vielen Gründen
niemals ein Soldat heraus
Seine Fenster sind vernagelt
und hinein dringt nie ein Ton
Ob es regnet, schneiet, hagelt
drinnen merkt man nichts davon
Innig (!) Vater Philipp Heim
Sperrt man die Soldaten ein
In der schönen, in der schönen
In der schönen, in der neuen
In der neuen, in der schönen
grauen Felduniform
Auf dem Marktplatz, da besieht
sich die Soldaten der Major
„Alles, was net felddienstfähig,
das tritt schleunigst mal hervor!
Ja, ihr Kerl” seid alle gv
ja, wer hätte das gedacht?
Aber schleunigst dann zum Stabsarzt,
daß er kv dann euch macht!
Und der Stabsarzt spricht in Ruh:
Felddienstfähig bist auch du
In der schönen, in der schönen
In der schönen, in der neuen
In der neuen, in der schönen
grauen Felduniform
Einen hätt, ich bald vergessen
aber ich vergeß ihn nie!
Papa Biehl, mein Busenfreund
und Spieß der 5. Kompanie
Ewig bleibst auch du nicht gv
wirst du kv, freue dich
Ziehn hinaus wir dann zusammen
ich und du und du und ich
Eines sag ich dir im voraus
Einer kommt nicht heil nach Haus
In der schönen, in der schönen
In der schönen, in der neuen
In der neuen, in der schönen
grauen Felduniform
Schuhmacher, Soldatenlied, S. 174f.: „H. K., vorgesungen 1921.“
Schuhmacher sagt zu diesem Lied: „In das bayrische Regiment 27 brachte ein Soldat aus Saarbrücken 1917 folgendes bittere Soldatenlied (nach der Schlagermelodie „Richtig ist der Krieg gekommen“) mit, das einer Ersatzabteilung des „Königsregiments“
entsprungen sein muß: [s. o.] Das Lied habe sich schnell im Regiment verbreitet und besonders die fünfte Strophe mit der unverhüllten Drohung gegen den Kompaniefeldwebel sei bekannt geworden. Es fällt allerdings auf, daß in keiner der Strophen das Hungerthema angerührt wird, das in den öffentlich gesungenen Liedern noch am ehesten zum Vorschein kam.“
Zu dem Kehrreim In der schönen …. Felduniform Vgl. Nr. 270.
Der große Steinitz (1962, nr. 267)