Eisenbahnnetz! Willkommen du Band
Unermessliches aller Nationen
Eine neue Zeit bricht über das Land
Fruchtbar an Revolutionen
Doch friedenvoller versöhnender Art
Ohne blutige Opfer zu fordern
Den Altar zu bau’n drauf in Liebe gepaart
Die Herzen der Völker lodern
Eine leuchtende Zukunft ist aufgetan
Der Geist tritt seine Herrschaft an
Beflügelt tauscht der Gedanke sich aus
Der den Bruder dem Bruder verbindet
Lebendig streut seine Keime aus
Der Geist der die Wahrheit ergründet
Die Wahrheit die mächtig alles bezwingt
aus Gottes des Ewigen Händen
Der das Eisen mit flammenden Gluten durchdringt
Die neue Welt zu vollenden
Eine leuchtende Zukunft ist aufgetan
Der Geist tritt seine Herrschaft an
Verschwunden der Raumverschwunden die Zeit
Vergessen Neid, Irrtum und Hader
Menschen und Völker auf weit und breit
verbindet die eiserne Ader
O welch ein herrliches Schauspiel das
Wie die tausend Arme sich rühren
Das Glück, das so lange das Leben vergaß
Zurück in’s Leben zu führen
Eine leuchtende Zukunft ist aufgetan
Der Geist tritt seine Herrschaft an
Nun Fourier steig aus dem dunkeln Grab
Nun endlich beginnt es zu tagen
Die Göttin des Friedens schwebet herab
Von Freiheit und Milde getragen
Was lange dein ahnender Geist erblickt
Nun endlich tritt es in’s Leben
Der Kampf der Knechte ist unterdrückt
Nun gilt es ein höheres Streben
Eine leuchtende Zukunft ist aufgetan
Der Geist tritt seine Herrschaft an
Aus allen Landen eilen herbei
Kämpfer und Streiter der Wahrheit
Tiefer zu gründen was Rechtens sei
Mit Mut und lebendiger Klarheit
Wie eine gewalt’ge Schlange dehnt
Von Meer zu Meer sich die Schiene
Damit sie dem Kampf, der die Welt versöhnt
Die Pfade verkürzend diene
Eine leuchtende Zukunft ist aufgetan
Der Geist tritt seine Herrschaft an
Nun wohnet in Frieden am Rheinesstrand
Ihr freundlichen Völker dort drüben
Wir ziehen nicht mehr in das blühende Land
Die Gräuel des Krieges zu üben
Als Brüder setzen wir über den Rhein
Es lebe was national ist
Denn heilig soll uns die Freiheit sein
Die des Volkes eigene Wahl ist
Eine leuchtende Zukunft ist aufgetan
Der Geist tritt seine Herrschaft an
Nur wollen die Herrscher der Erde dir
Frankreich ersticken das Feuer
Aus dem nach so manchem Versuch du dir
Die Freiheit gewonnen so teuer
Nur wolln sie zerschlagen den heilgen Herd
Auf dem du die Charte gewonnen
Dann für die Völker ergreife das Schwert
Ohne dich ist die Freiheit zerronnen
Eine leuchtende Zukunft ist aufgetan
Der Geist tritt seine Herrschaft an
Von Jules Pautet
in Didaskalia, Blätter für Geist, Gemüt und Publizität, 9. März 1842
Die Redaktion der Rheinischen Zeitung erhielt das obige Gedicht des Herrn Jules Pautet (Mitglied der Akademie zu Dijon) mit nachstehender (wörtlich übersetzter Zuschrift): „An die verehrliche Redaktion der Rheinischen Zeitung zu Köln. Ein Artikel, den ich im Siècle gelesen und worin von Ihrem geschätzten Blatte die Rede ist, hat meine Sympathie lebhaft erregt. Dies veranlasst mich, Ihnen, vor dessen Veröffentlichung in der von mir redigierten Revue de la Côte d’or, ein Lied mitzuteilen, welches die durch die Eisenbahnen bevorstehende große friedliche Zukunft besingt. Ich würde stolz darauf sein, wenn meiner Friedens-Marseillaise, die Ehre zu Teil würde, nebst einer deutschen Übersetzung in Ihr Journal aufgenommen zu werden. Dies wäre ein Beweis von nationaler Empathie, die allen Franzosen sehr am Herzen liegt…“
Liederthema: Politische Lieder, Eisenbahn
Liederzeit vor 1842 - Zeitraum: 1830-1847: Vormärz
Stichwort: Orte: Köln, Frankreich