Einstmals saß ich vor meiner Hütte
an einem schönen Sommertag
da dankt ich Gott für seine Güte
weil Alles friedlich um mich lag
Ich lebte damals recht zufrieden
mit gutem Mut und heiterm Sinn
legt ich mich nach der Arbeit nieder
wohl auf mein hartes Lager hin
wohl auf mein hartes Lager hin.
Des Nachts saß ich beim Mondenscheine
Und hörte auch die Nachtigall
Die mir vor meiner Hütt alleine
Ein Loblied sang mit frohem Schall
Ich lebte damals recht zufrieden
Hab nichts von böser Welt gekannt
Allein es schwand mein stiller Frieden
Und nun ist alles abgebrannt
Bei Leipzig, o ihr lieben Leute
Wo meine Hütt ist abgebrannt
Hört ich von einem großen Streite
Und Kriegsgeschrei durchs ganze Land
Ich hörte die Kanonen knallen
Und auch ein schreckliches Geschrei
Ich hörte die Trompeten schallen
Und Trommeln wirbelten dabei
Auf einmal kam ein dicker Nebel,
Der Tag verkroch sich in die Nacht
Das Blitzen von viel tausend Säbeln
Hat viele Menschen umgebracht
Die Blitze vom Kanonenfeuer
Erleuchteten den Jammerort
Da kamen Menschen-Ungeheuer
Ich lief aus meiner Hütte fort.
Nun mußt ich in dem Pulverdampfe
Noch übers blutge Schlachtfeld gehn
Und in dem langen Todeskampfe
Die armen Menschen leiden sehn
Ich sah viel tausend dort zerhauen
Im Blute schwimmend weit umher
Ach Gott! das Elend anzuschauen
Das schmerzte mich unendlich sehr.
O Friedensgöttin! komm hernieder
Die Menschheit seufzet längst nach dir
Gib Eltern ihre Söhne wieder
Und heile alle Wunden hier
Doch ach! ich seh dein Auge tränen
Du schweigst. Wohlan! wir sind bereit
Zu kämpfen gegen die Hyänen
Bis du einst rufest ausdem Streit.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Melodie aufgezeichnet im Odenwald (1840) und im Nassauischen (1880).
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 355 „Die Schlacht bei Leipzig, 1813“