Einstmals, als ich ging allein
sah in einen Wald hinein
sitzt ein Häslein in dem Strauß
guckt mit Einem Aug heraus
Armes Häslein weint und klagt
heimlich zu sich selbsten sagt
Jäger, was hab ich getan
dass d Hund auf mich hetzest an?
Wenn das Windspiel mich erschnappt
gleich der Jäger nach mir tappt
trägt mich auf dem Buckel her
als wenn ich kein Häslein wär
Er mit mir dem Markt zulauft
mich um halbes Geld verkauft
Jener sich nicht lang besinnt
lauft mit mir zur Kuche gschwind
Komm ich dann dem Koch in d Händ
werd ich vornen ausgetrennt
zieht mir Pelz und Hosen aus,
dies zu sehen ist ein Graus! –
Steckt mich in ein Hafen nein
gießt den schärfsten Essig drein
darin soll ich werden mar,
glaub, der Koch sei gar ein Narr!
Wann ich bin ganz fein und mar
mein, ich sei nun aus der Gfahr
zieht der Koch mich listig raus
richtet mich nach seinem Brauch
Er mich auf das Herdbrett legt
spickt den Buckel brav mit Speck
steckt den Spieß von hinten ein
ich möcht ja so grob nicht sein
Dieses ist noch nicht genug
glühend Kohlen legt man zu
gießt das Fett wohl oben ab
daß ich gnug zu schwitzen hab
Wann ich alsdann fertig bin
trägt man mich zur Tafel hin
schneidt der Erst herab sein Teil
reißt der Ander mich entzwei
Der Dritt schneidt herab das Best
friß, daß dir das Herz abstößt!
Beiner wirft man hintr die Tür
oder gar den Hunden für
So nimmt man mirs Leben ab
eilt mit mir ins kühle Grab
Fragt auch Niemand, wie es geht
weil kein Hahn mehr um mich kräht
6. mar, marb, mürb, weich.
in Justinus Kerner’s „Dichtungen. Stuttgart, 1834.“ S. 363
„Aus den flieg. Blättern von Reutlingen.“)
daher in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 57a)