Ein Wanderbursch mit dem Stab in der Hand
Kommt wieder heim aus dem fremden Land
Sein Haar ist bestäubt, sein Antlitz verbrannt
Von wem wird der Bursch´ wohl zuerst erkannt?
So tritt er ins Städtchen durchs alte Tor
am Schlagbaum lehnt just der Zöllner davor.
Der Zöllner, der war ihm ein lieber Freund
oft hatte der Becher die beiden vereint.
Doch sieh – Freund Zollmann kennt ihn nicht
zu sehr hat die Sonn´ ihm verbrannt das Gesicht
Und weiter wandert nach kurzem Gruß
der Bursche und schüttelt den Staub vom Fuß
Da schaut aus dem Fenster sein Schätzel fromm
„Du blühende Jungfrau, viel schönen Willkomm!“
Doch sieh – auch das Mägdlein erkennt ihn nicht
Die Sonn´ hat zu sehr ihm verbrannt das Gesicht
Und weiter geht er die Straße entlang,
Ein Tränlein hängt ihm an der braunen Wang
Da wankt von dem Kirchsteig sein Mütterchen her
„Gott grüß euch!“ so spricht er, und sonst nichts mehr
Doch sieh – das Mütterchen schluchzet vor Lust
„Mein Sohn!“ und sinkt an des Burschen Brust
Wie sehr auch die Sonne sein Antlitz verbrannt
Das Mutteraug´ hat ihn doch gleich erkannt
Text: Johann Nepomuk Vogl (1837).
Musik: mehre Singweisen und Vertonungen: a) nach der Melodie von “ Hab mir mein Weizen am Bergl gesät „ b) Heinrich Proch („Das Lied war 1840-60 sehr beliebt und wird bis zur Gegenwart da, wo man überhaupt noch Prochsche Musik hören mag, gern gehört“, so in Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895) — c) Johann Karl Gottfried Loewe (1837) — d) Karl Attenhofer
Das Gedicht diente sichtlich als Inspiration für Hänschen klein.