Ein Wächter gut in seiner Hut
ruft an den lieben Morgen
wo Lieb bei Lieb in Venus üb
beiliegen ohne Sorgen
Die sehen auf, verlaßt den Schlauf
daß ihr nicht kommt in Leiden
Die Nacht, die weicht, der Tag herleucht
will Lieb von Liebe scheiden
Ein Buhl erhort des Wächters Wort
erschrak fast sehr von Herzen
daß er nicht mehr nach seim Begehr
künnt mit seim Buhlen scherzen
Er weckt sie leis mit allem Fleiß
daß ers nit tät erschrecken
Mein Aufenthalt, mach dich auf bald
Der Wächter tut uns wecken
Das Fräulein fein vom Buhlen sein
mußt sich alsbald tun scheiden
der helle Tag bracht Leid und Klag
viel Jammers ihnen beiden
Das Weiblein schön zum Gsellen köhn
sprach tugendlich mit Züchten
Behüt dich Gott, mein Mündlein roth
vermähr mein Ehr mit nichten!
(vermähr = plaudere aus
Schlauf = Schlaf)
G. Forster – Ein Auszug guter alter und newer Teutscher Liedlein ( Nürnberg 1539) Nr. XXXII
nach H. v. Fallersleben – Die deutschen Gesellschaftslieder (1843)