Ein Römer stand in finstrer Nacht
am deutschen Grenzwall Posten,
fern vom Kastell war seine Wacht,
das Antlitz gegen Osten.
Da regt sich feindlich ´was im Fluß,
da schleicht und hallt was leise…
Kein Päan von Horazius,
ganz wildfremd war die Weise:
„Ha´, hamm´, hammer dich emol,
emol, emol an dei´m verriss´ne Kamisol,
du schlechter Kerl, du schlechter Kerl!“
An eine Jungfrau Chattenstamms
hat er sein Herz vertändelt
und war ihr oft im Lederwams
als Kaufmann zugewandelt.
Jetzt kam die Rache … ein, zwei drei!
Jetzt war der Damm erklettert . .
Jetzt kam´s wie wilder Katzen Schrei
und Keulenschlag geschmettert:
„Ha, hamm usw.“
Er zog sein Schwert, er blies sein Horn,
focht als geschulter Krieger,
fruchtlos war Mut und Römerzorn,
die Wilden blieben Sieger.
Sie banden ihn und trugen ihn
wie einen Sack von dannen;
als die Kohort am Platz erschien,
scholl´s fern schon durch die Tannen:
Ha, hamm usw.“
Versammelt war im heil’gen Hain
der Chatten Landgemeinde,
ihr Odinsjulfest einzuweihn
mit Opferblut vom Feinde.
Der fühlt sich schon als Bratenschmor
in der Barbaren Zähnen,
da sprang sein blonder Schatz hervor
und rief mit heißen Tränen:
„Ha, hamm usw.“
Und alles Volk sprach tiefgerührt
ob solcher Wiederfindung:
„Man geb‘ ihn frei und losgeschnürt
der Freundin zur Verbindung!
Nimmt sie ihn hier vom Fleck als Frau,
sei alle Schuld verziehen.
„Und heut noch wird im ganzen Gau
als Festbardit geschrieen:
„Ha, hamm usw.“
Text: Josef Viktor von Scheffel – nach 1860 – (1826—1886)
Musik: Franz Abt – 1878 ; sowie Hugo Zuschneid – 1895 (1861—1932)