Ein Ritter und ein Baumann

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Ein Ritter und ein Baumann
Begunden Abenteuren
Jedweder Kämpfen da versprach
Zu Krieg soll niemand steuren
Man soll sehen, wer der sei
Der dem andern oblieg
Und mit rechter Meisterschaft
Dem andern angesieg.

Der Ritter sprach: „Ich bins gebom
Von Art ein edler Kunne.“
Der Bauer sprach: „So sä ich das Korn
Das bringt wol besser Wunne
Was mögst du „Ritterschaft“ vertreiben
Wär ich nit Ackermann?
Ich nähr mich mit des Pfluges Zucht
Dieweil mir Gott das Leben gann.“

„Hofzucht und ritterliche Tat
Die ziemt mir wohl zu preisen
So nähr ich mich in Heldes Kraft
In solicher Handels Weise
Und dien auch schönen Frauen gern
Des wollen sie haben recht
So solltu, Baumann, dienen mir Recht
als mein getreuer Knecht.“

„Umb dein Hoffart gib ich nicht
Als klim als umb ein Fesen
Ich hab des Bauwerks also viel,
Das bringt wol besser Wesen
Was hilft dein Stechen und dein Tanz?
Daran ich kein Frommen spür;
Mein harte Arbeit die ist ganz
Und trägt die Welt baß für.“

„Nun dar, nun dar, mein Bäuerlein!
Ich will dich eins bescheiden
Ich will fahren über Meer
Gen Preußen an die Heiden
Da muß ich leiden große Not
Daß ich dich, Baur, ernähr
Und auch behüt die Christenheit
Mit meines Schwertes Wehr.“

„Du schaffest selten guten Fried
Vor Rauben und vor Nöten,
Ich schwör bei meines Pfluges Wied,
Gott soll dich selber töten.
Du kannst wol Land und Leut verheem.
Und Herzen machen schwer,
So ich mich Baumann wol ernähr
Ob nindert kein Ritter wär.“

„Nun dar, nun dar, mein Bäuerlein
Du willt ein alte Kappen;
Wie mann dir thut, du Baurenkind,
So bist ein Ackertrappen.
Ein edler Baum trägt edle Frucht,
Ein Distel die trägt Dorn,
So ist mein werther stolzer Leib
Von Arte hochgebom.“

„Dein Red ist schärfer den der Schaur
Die kann ich wol verlunzen;
Darum bin ich ein Bauer,
Nit besser wollt ichs wünschen.
Nach Sterben kummt ein liechter Schein
Gar bitterlichen gestalt:
So bin ich besser viel denn du
Gut Ritter, das ist wahr.“

„Nun dar, nun dar, mein Bäuerlein!
Du wilt dich zu mir gleichen
Und redst mir trotziglichen zu
Darumb mußt du mir weichen.
Willtu wissen, wer dein Erben sind?
So will ich dir es sagen:
In ein Kommet gehört Stroh
Und Heu auf einen Wagen?“

„Dein Adel kummt von meinem Gut
Davon so freuest du dich
So bin ich besser viel denn du
Das Heu darzu gleichest du mich;
Ich bau die Frucht mit meiner Hand
Der aller Werelt ist ein Frucht
Und die der Welt gehelfen mag
Baß denn dein Hofezucht.“

„Nun dar, nun dar, mein Bäuerlein!
Wer will sich damach brechen ?
Leb jedermann nach seiner Art!
Wer will da widersprechen ?
Hab dir dein Gut, laß mir mein Ehr!
Gott frist unser beider Leben
Und fahre du gen Acker
Daß du mir habst zu geben.“

Text und Musik: Verfasser unbekannt ? 14. Jahrhundert –

Liederthema:
Liederzeit: vor 1400 : Zeitraum:
Schlagwort:

500 Jahre Bauernkrieg

Wessen Erde ist die Erde ?
Wessen Welt ist die Welt?

Die Grenzgänger spielen Lieder und Texte aus dem Bauernkrieg von 1524/1525 und ziehen die Parallelen bis in die heutige Klimakrise. Lieder aus der bedeutenden Sammlung “Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters” von Wolfgang Steinitz (1954/1962) und Songs von Bertolt Brecht treffen auf Geschichten des legendären Bundschuh-Führers Jos Fritz, Passagen aus den Reden Thomas Müntzers und aus den Memminger Artikeln, der frühesten gedruckten Erklärung der Menschenrechte von 1525. (Weitere Infos)


CDs und Bücher mit Ein Ritter und ein Baumann: