Ein neues Lied von dem Haupträuber Graßl

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Die Geschichte ist bekannt
so sich zugetragen
Unlängst in unserm Kaiserland
wie man weiß zu sagen
was der Räuber Graßl hat
hier und da getrieben
Und wie manche schlechte Tat
er täte verüben

Er schickte zu rauben aus
in dem ganzen Lande
von Ort zu Ort zu spähen aus
seine Räuberbände,
Morde, Brennen war ihr Plan
stehlen ihre Freude
Sie ergötzten sich manchmal
mit ihrer großen Beute

Ein großes Schloß in Böhmerland
konnt er nicht bezwingen
Er bestürmt es mit seiner Band
doch wollts ihm nicht gelingen
Da beschloß er diesen Ort
mit Feuer anzustecken
Aus dem Schloß lief alles fort
vor lauter Angst und Schrecken

Eine junge Gräfin nur allein
ist im Schloß geblieben
Er drang mit seiner Bande ein
sie that sich sehr betrieben
Sie schrie ach verschone doch
mein junges Leben
Allein sie mußte schmerzlich doch
ihren Geist aufgeben

Nun eilten sie mit ihrem Raub
eine andere Straßen
Allwo sie ganz unerlaubt
auf einen Pfarrer paffen
Sie erreichten auch ihr Ziel
täten ihn ermorden
Alles ging nach seinem Willen
fast an allen Orten

Dann verbreiteten sie sich aus
bis an die östreichischen Grenzen
Allwo sie in ein Schinderhaus
oft vollbrachten ihre Tänze
Geputzet wie ein großer Herr
tate er zuweilen reiten
Von Postwagen hin und her
Küsten mit Geld abschneiden

Man behaupte frank- und frei
in dem ganzen Lande
Daß er nicht zu bekommen sei
weder seine Bande
Doch hat die Macht der Obrigkeit
sie gar bald überwunden
Seine Eltern, Schwester, Braut
gefangen und gebunden

Mit dem Graßl selbsten tat
es nicht lange mehr dauern
Weil man in allen Ort und Stadt
sehr stark auf ihn mußt lauern
Er wollte mit dem blauen Dunst
die Menschen zwar verblenden
Mit seiner unsichtbaren Kunst
entwischen ihren Händen

Unweit Horn in Mittersdorf
dort wurde er gefangen
Da war der glückliche Ort
nach dem Gesetz verlangen
Von Wien ein kluge Polizei
hat ihn überwunden
Sie stießen ihm die Rippen ein
führn ihn nach Wien gebunden

Darum spiegelt euch ihr faulen Knecht
und laßt euch sicher raten
Haus Österreich ist und bleibt gerecht
und strafet solche Taten
Der seines Nächsten Lehn und Gut
erfrecht sich anzugreifen
Der muß bezahlen mit seinem Blut
und bald in Tod erbleichen.

Text: Verfasser unbekannt – Im Jahre 1816.
Ohne Melodie in Wien Bibliothek, E 90521
Wiener Stadtbibliothek JN 32206

Johann Georg Grasel lebte von Diebstählen, Raub, Betrug und Hehlerei und scharte dabei eine Bande von etwa 60 Mitgliedern um sich, was ihm in Niederösterreich und Südmähren den Ruf eines gefürchteten „Räuberhauptmanns“ einbrachte. 1815 wurde er in Mörtersdorf bei Horn gefangen genommen und später in Wien hingerichtet. In der Volksüberlieferung wurde er als edler Räuber stilisiert, der – ähnlich Robin Hood – die Reichen bestahl und die Armen beschenkte. (Wikipedia)

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Liederzeit: vor 1816 : Zeitraum:
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