Ein Knäblein ging spazieren
ins Rosengärtelein
das Gärtlein war gezieret
mit schönen Blümelein
Er tät ein Röslein brechen
zum Fenster steckt ers nein
Tust schlafen oder wachen
Herzallerliebste mein
Ich schlafe nicht ich wache
von dir hab ich keine Ruh
wenn ich könnt mit dir reden
von Herzen wollt ichs tun
Die Tür ward aufgeschlossen
das Knäblein eingelan
er fand sein Liebchen weinen
seit gestern weint sie schon
Was zieht er aus der Tasche
ein seidnes Tüchelein
Nimm hin nimm hin Herzliebste
trockn ab dein Äugelein
Ich Hab dich nicht verlassen
das fiel mir ja nicht ein
nur solln die Leut nicht wissen
von unsrer Lieb und Treu
Und gehst du in die Schenke
so tritt nicht vorn hervor
tritt in den hintersten Winkel
für gwiß ich zieh dich vor
Und wenn ich dich werd schwenken
so sieh du mich nicht an
dann werdn die Leute denken
die sind einander gram
Und red ich mit einr Andern
dann kränk du dich nur nicht
ich red mit einer Andern
ich denk allein an dich
Und wirst du wollen heimgehn
so wart nur nicht auf mich
geh fort das schmale Steiglein
für gwiß ich komm dir nach
Text und Musik: Verfasser unbekannt –
in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 133 „Abrede“) und Liederhort II (1893, Nr. 815b „Verabredung“) – Erk: Die deutschen Volkslieder Band I, Heft. 6, Nr. 46-
Melodie mündlich aus Schlesien , Hainau – – Text aber auch schon aus der Schweiz bei J. G, Meinert Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens (1817, Nr. 112) – Mittler 335 (Hier von Böhme ins Hochdeutsch übertragen. Originalanfang: A Knavle gung spozire ai’s Ruosegoetelai. Erk hat die hier unter a stehende, schlesische Melodie vorgesetzt. – Str. 6—9 ähneln dem Schweizerlied: Mys Lieb we du zu Chilche «.
8, I : schwenken, die Mädchen beim Tanz emporheben, eine altbäuerische, aber noch in Süddeutschland beliebte Unsitte. (Böhme)