Ein Herz das sich mit Sorgen quält
hat keine frohe Stunde
Es muß sich quälen unbewußt
nur lauter Wund an Wunde
Nur glücklich ist, wer bald vergißt
das was nicht mehr zu ändern ist
Die Sonne, die zu zeitig scheint
bringt uns den Mittag Weinen
das Glück, das sich zu zeitig zeigt
pflegt kurze Zeit zu weilen
Es bleibt dabei, wer warten kann
den lacht das Glück doch endlich an
Liegt gleich mein Schiff vor Anker noch
bei ganz conträrem Winde
Geduld! Die Hoffnung sieget doch
dass man noch endlich finde
den Hafen, wo der Freude ruht
was lange währt, wird endlich gut
Frisch auf, mein Geist, ermuntre dich
und sei dein eigner Meister
die spröden Sorgen sich
gar nicht für edle Geister
Wer weiß, wo man noch Rosen bricht
Ich bin vergnügt und sorge nicht
Text: Verfasser unbekannt
aus einem handgeschriebenen Liederbuch aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, früher im Besitz des Justizrats Strackerjan in Oldenburg, in: Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895 Nr. 285)