Ein Geier ist ausgeflogen
im Hegau am Schwarzwald
Der hat viel Junge erzogen
Bei den Bauern überall.
Sie sind aufrührig geworden
in deutscher Nation
Und haben ein´ eignen Orden
vielleicht wird´s gut ihnen gehn
Was mag sein ihr Begehren
der braven Biederleut?
Es scheint der Wahrheit Stern
es ist jetzt reif die Zeit.
Es geschieht mit Gottes Willen
ist unserer Sünden Schuld
Er kann und wird es stillen
Gott geb uns Gnad und Huld
Jetzt sing ich von den Bauren
Und ihrem Regiment
manch einer nennt sie Lauren (Schelme)
Und weiß noch nicht das End
Es tun’s Schinder und Schaber
die treiben Übermut;
Hüt’t euch, ihr Wucherknaben
Es tut in die Läng‘ nicht gut!
Niemand tut sich mehr schämen
Er sei jung oder alt
All‘ Bosheit tut zunehmen
In mancherlei Gestalt
Man tut durcheinander laufen
Man wenig der Wahrheit acht’t
Hoffart, Geiz und Fürkaufen (Wucher)
herrscht in der Welt der Pracht
Zutrinken und Gottverschwören
Hat genommen überhand
Man kann bald niemand wehren
Es ist fürwahr ein Schand.
Auf den andern will man nichts geben
Man sag‘ gleich, was man woll
In aller Unzucht leben
macht jetzt das Unglück voll
Der Bund, der hat geraten
Jetzt eine sehr lange Zeit
Es will nicht gut geraten
Das Loch ist schon zu weit
Wer kann das jetzt zuflicken?
Das kann ich nicht verstehn!
Sie müssen dran ersticken
Es wird noch übel gehn
Die Herrschaft tun sie schrecken
daß sie kaum weiß wo ’naus
Die Bauern tun sie aufwecken
Und setzen ihnen tüchtig zu
Es sind seltsame Kunden
Sie wagen ihre Haut
Sie haben ein‘ Sinn erfunden
Wer hätt‘ ihnen das zugetraut.
Sie sind ins Feld gezogen
ihr keiner wollt‘ lassen ab
Ist wahr und nicht erlogen
So mancher Bauernknab
Sie haben zusammen geschworen
dem Adel leid zu tun
sie haben ihn arg geschoren
Was wird ihnen werden zu Lohn?
Die Bauern sind einig geworden
und kriegen mit Gewalt
Sie haben einen großen Orden
Sind aufständig mannigfalt
Und tun die Schlösser zerreißen
und brennen Klöster aus:
So kann man uns nicht mehr bescheißen
was soll ein bös‘ Raubhaus?
Jetzt will ich’s lassen bleiben
Gott in der Ewigkeit
er tut kein Mutwill treiben
fürwar, es ist ihm leid
daß wir so übel leben
in diesem Jammertal
wer kann jetzt Frieden geben
nur seine göttiche Wahl
Text und Musik Conz Annahans – um 1527 –
Übertragen ins Hochdeutsche nach W. Steinitz –