Ein Büchlein nehm´ ich oft zur Hand
zerlesen und zersungen
draus ist in vieles ferne Land
manch frohes Lied erklungen
Die Lieder stehn noch alle drin
wo sie voreinst gestanden
und klingen all und ziehn mich hin
zu jenen teuren Landen
Zu Heidelberg am Neckarfluss
da stehn viel Berg und Hügel,
da klangen frisch aus einem Guss
die Lieder ohne Zügel
Zu Heidelberg im Neckarthal
o goldne Jugendwonnen!
da rauschten Wellen ohne Zahl
in frischen Lebensbronnen
Da loderten in heissem Drang
der Jugend helle Flammen,
und alle Lust und Liebe klang
in einem Ton zusammen.
Das war die übersel’ge Zeit!
Wer kann das Glück ermessen?
Sind auch die Freunde noch so weit
ward keiner doch vergessen.
Ja, alle fröhlich einst vereint
sind voneinander gangen,
es ward beim Abschied nicht geweint
wir sah’n uns an und sangen.
Jedweder zog dann weit heraus
dass er das Glück versuche;
das Wanderlied von ein und aus
steht auch bei mir im Buche.
Schlag‘ ich das Büchlein wieder auf
mir wird halb weh und wonnig,
es klingt um mich, es klingt hinauf
zum Himmel blau und sonnig
Und alles hat sich neu gesellt
und blühen will’s und sprossen
als hielte ich die ganze Welt
im kleinen Buch umschlossen
Text: Otto Roquette
Musik: nach „Wohlauf, die Luf geht frisch und rein“
in „Allgemeines Deutsches Kommersbuch“
Im Kommersbuch als Motto noch vor dem Vorwort, zur Einstimmung in die Liedersammlung.