Ein Affe sah ein paar geschickte Knaben
Im Brett einmal die Dame ziehn
Und sah auf jeden Platz, den sie dem Steine gaben,
Mit einer Achtsamkeit, die stolz zu sagen schien,
Als könnt er selbst die Dame ziehn.
Er legte bald sein Mißvergnügen,
Bald seinen Beifall an den Tag;
Er schüttelte den Kopf itzt bei des einen Zügen
Und billigte darauf des andern seinen Schlag
Der eine, der gern siegen wollte,
Sann einmal lange nach, um recht geschickt zu ziehn;
Der Affe stieß darauf an ihn
Und nickte, daß er machen sollte.
»Doch welchen Stein soll ich denn ziehn,
Wenn du’s so gut verstehst?« sprach der erzürnte Knabe.
»Den, jenen, oder diesen da,
Auf welchen ich den Finger habe?«
Der Affe lächelte, daß er sich fragen sah,
Und sprach zu jedem Stein mit einem Nicken: »Ja.«
Um deren Weisheit zu ergründen,
Die tun, als ob sie das, was du verstehst, verstünden:
So frage sie um Rat. Sind sie mit ihrem Ja
Bei deinen Fragen hurtig da:
So kannst du mathematisch schließen,
Daß sie nicht das Geringste wissen.
Text: Christian Fürchtegott Gellert (1748)
in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885)