Eduard und Kunigunde

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Eduard und Kunigunde

Eduard und Kunigunde
liebten treu und zärtlich sich
Sehnlich harrten sie der Stunde
Wo das Licht der Sonne wich

O dann blüthen ihre Freuden
Durch der Liebe Wonn´ Genuß
und kein herber Kelch der Leiden
Mengte sich in ihren Kuß

Doch der Drang nach Reichtum stürzte
Nur zu bald dies große Glück
Das was ihre Tage würzte
Schwand nun schnell von ihrem Blick

Eines Abends ganz verwirret
Trat er in ihr Zimmer ein
Mädchen das die Schöpfung zieret
Niemals, rief er, wirst du meint

Denn durch Spiel wollt ich vermehren
Mein Ersparniß aber ach
Wer kann wohl dem Schicksal wehren
Ich verlor es nach und nach

Und so ist für mich verschwunden
Jede Erdenseligkeit
Und des langen Tages Stunden
Bring ich hin in Traurigkeit

Sollen wir in Armut leben
Kümmernd durch dies Leben gehn
Was wohl unsern Kindern geben
Vielleicht gar sie hungern sehn

Und so winkt wohin ich blicke
Jammer mir statt Herzenslust
Kunigunde niemals drücke
Ich als Weib dich an die Brust

Die Pistole soll mich befreien
Von dem mir so schweren Joch
Nichts kann mich hier mehr erfreuen
und ich sterbe heute noch

Eduard rief Kunigunde
Und ward bleich so wie die Wand
Welche unglücksvolle Stunde
Sterben du durch deine Hand

Ach was würde aus mir werden
Sprach sie dumpf und schmerzensvoll
Elend würd ich sein auf Erden
Da ich Mutter werden soll

Mutter werden ohne Gatten
Ohne Vater dann mein Kind
Uebte ich denn Freveltaten
Welche strafenswürdig sind?

Nein Geliebter niemals bleibe
Ich allein auf Erden hier
Werde ich nicht dir zum Weibe
O so sterbe ich mit dir

Standhaft nun und ernst entschlossen
Schmiegte sie sich sanft an ihn
Beide hatten fest beschlossen
Diese Lebensbahn zu fliehn

Eilends und mit leisen Tritten
Flohn sie ihren Aufenthalt
Und es ging mit raschen Schritten
Nach dem nah gelegnen Wald

Ach hier starben sie vereinet
Wo man sie des Morgens fand
und von Jedermann beweinet
Die im Leben sie gekannt

Hätten sie auf Den vertrauet
Welcher alle Menschen liebt
Würden sie das Glück geschauet
Das uns Lieb und Tugend gibt

Text: Verfasser unbekannt , in: „Eine wahre Begebenheit für junge Leute zur Warnung dienend, welche sich in Hanau ereignet hat. Wien 1815, im Verlage bei Ludwig Mausberger, k. k. privilegierter Buchdrucker  –
Musik: nach der Melodie: „Menschen schaudert nicht zurücke
u. a. in : Krokodilstränen (ohne Jahr, ca 1970 ?)

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:


CDs und Bücher mit Eduard und Kunigunde:

Anmerkungen zu "Eduard und Kunigunde"

Von einem unbekannten Wiener Bänkelsänger nach der unten wiedergegebenen Zeitungsmeldung verfasst, mit großem Erfolg auf der Kärtnerstrassse vorgetragen und zum Verkauf gedruckt. Dieses Bänkellied verbreitete sich schnell und war bald auf allen Jahrmarktsplätzen ein großer Schlager. Die Moritatendichter lokalisierten die traurige Geschichte der beiden Liebenden und die Zeitungssänger machten sie sich mundgerecht.

Der österreichische Beobachter Stück Nr 3 enthält folgende traurige Begebenheit:

In einem Handelshause zu Frankfurt dienten seit 2 Jahren ein junger Mensch als Bedienter und ein Mädchen als Garderobenmädchen. Beide liebten einander und letztere soll sich seit 4 Monaten schwanger befunden haben. Der junge Mensch hatte sich einiges Vermögen gesammelt und aus blinder Leidenschaft wollte er dasselbe durch das Spiel vermehren. Er verlor aber vor 14 Tagen in dem eine halbe Stunde von Frankfurt gelegenem kurhessischen Dorfe Bockenheim, wo eine Spielerbande ihr Wesen trieb, sein ganzes Vermögen. In höchster Verzweiflung eilte er nach Hause, entdeckte seinem Mädchen das ihm wiederfahrne große Unglück.

Dieses hing wahrscheinlich mit unerschütterlicher Treue an dem Irregeleiteten und gelobte sein Schicksal zu teilen, welches es auch sein wolle. Noch an demselben Tage verließen beide das Haus ihrer Herrschaft. Sie hatten nicht das Geringste entwendet außer einer Pistole. Am folgenden Tage fand man das unglückliche Paar in einem Walde bei Hanau; das Mädchen war zwischen den Augen durch den Kopf geschossen und ihr Geliebter lag mit zerschmetterten Gehirn und ganz unkenntlich in ihrem Schoße.“

Abweichungen im Text

Der ursprüngliche Text hatte noch drei Strophen zu Beginn des Liedes:

Ohne Freundschaft ohne Liebe / ist das Leben freudenleer
Denn nur diese Göttertriebe / Wiegen uns in´s Wonnemeer

Doch die wahre Liebe gründet / sich auf eitle Dinge nicht
Nur die reine Tugend findet bei ihr Wert bei ihr Gewicht

O nicht Rang nicht Reichtum geben / Diese Perle die gewiß
Uns dies Dasein, dieses Leben / Wandelt in ein Paradies