Edele Deutsche ihr habet empfangen
Treffliche Gaben und himmlischen Preis
Meister zu bleiben und herrlich zu prangen
über die Völker auf mancherlei Weis
Euch mußten geraten
Die mannlichen Taten
Im mächtigen Krieg
Die Feinde zu schlagen
Zu töten zu jagen
Dass Alles im Lande sich freuet im Sieg
Tapfere Tugend und Sitten zu üben
Waret ihr rühmlich vor Alters gewohnt
Redliches Leben und trauliches Lieben
Wurde vom Himmel so gnädig belohnt
Mit Künsten und Sprachen
und heiligen Sachen
Bis euere Zier
Die Ehre gewonnen
Dass unter der Sonnen
Sich seliger niemand könnt preisen als ihr
Hätten sich euere Kinder gehalten
Dankbarlich gegen den göttlichen Schatz
Nimmermehr lägen sie solcher Gestalten
Schrecklich gefället auf blutigem Platz
Weil aber die Sünden
Die Strafen anzünden
So brennet das Feu’r
Französisches Sinnen
Und welsches Beginnen
Die machen die alte Beständigkeit teu’r
Dennoch befinden sich wackere Geister
Welche von edelem Deutschem Geschlecht
Stammen und zeigen sie seien noch Meister
Strafen die Schanden und lehren was Recht
Sie mahnen die Jugend
Dass redliche Tugend
kein Flecken nicht hab
Und ziehen der Sprache
Mit billiger Rache
Den hässlich gestückelten Bettelrock ab
Solcherlei Geister sind höflich zu preisen
Wird auch ihr Bildnis uns nimmer verwischt
Welche die Deutschheit der Alten recht weisen
Lauter und wo sie mit Fremdem vermischt
Dasselbe fein scheiden
Und weil sie bekleiden
Ihr herrliche Sprach
Mit Kränzen der Ehren
Ihr Hoheit zu mehren
So folget ihr würdiges Lob gewiß nach
Werden die Deutschen schon heftig gedrücket
Dringen sie dennoch wie Palmen empor
Mitten im Feuer die Zunge sich schmücket
Tut es auch manchen Sprachen weit vor
Und sollte der Brande
verlöschen im Lande
So würde man sehn
Die Sprache verjünget
Mit Zierrat umringet
Aus eigener Asche wie Phönix erstehn
Text; Joh. Matthias Schneuber (1644)