„Nichts wissen wollen wir vom Verband,“ so zischten
zwei Mädels bei Gelegenheit mich an.
War das Erfahrungslehre? Ach, mitnichten;
ein Ausspruch, nur aus Beitragsscheu getan.
„Ich zahl den Beitrag nicht. Ich will verschnuppen
an Schokolade lieber dieses Geld.“
So sagte eine dieser Puppen
von J. P. Bemberg, Barmen-Langerfeld.
„Eck well mek lewer en paar Dicken drenken
als dat denn Bonzen Beitrag ek betahl.“
So spricht der Rückständige in den Schenken;
ist dem sein Lebenslauf nicht fad und schal?
„Ich krieg so gut Tariflohn wie die andern,
warum da erst organisieren mich?
Wenn die so dumm sind, zum Verband zu wandern…“
Schamröte unbekannt, dem „heiligen Ich“.
„Ich kann den Beitrag leider nicht erschwingen,“
sagt mancher im Gefühle seiner Pflicht.
daß die Kollegen doch dies Opfer bringen.
Das sieht er – oder aber will es – nicht.
„Nicht radikal genug sind die Verbände,
drum zahl ich Beitrag für die Bonzen nicht;
denn sie verraten uns doch am Ende.“ –
Ist’s Überzeugung, was aus diesem spricht?
Ach, es sind öde Kommunistenphrasen,
aus Beitragsscheu sie nachspricht solch ein Held.
Wohl will er im Tarifgebiet mit grasen,
doch selbst die KPD erhält von ihm kein Geld.
Sie alle, alle leben nur von Gnade
des Unternehmers. Speichelleckertum.
Sie interessieren uns in einem Grade:
Was werden bei dem nächsten Streik sie tun?
Prädestiniert zum Streikbruch – ohne Frage –
zum Feind der Klasse werden sie alsdann.
Es zwingt sie ihre finanzielle Lage.
So geht’s, gehört man dem Verband nicht an.
Denn wer die Freiheit liebt und Menschenwürde.
Dem ist Verband ein Teil von seinem Ich.
Mit ihm erleichtert er die Arbeitsbürde,
stählt sich im Kampf und scheut den Beitrag nicht.
Drum, Unorganisierter laß zum Schutz Dir sagen:
Tritt gleich den Mitarbeitern dem Verbande bei.
Fort mit den „Gründen“. Hab den Mut zu wagen,
dich zu befreien von der Beitragsscheu.
….B. (Verfasser unbekannt)
“ Der Textilarbeiter „, Nummer 10, 1928