Du Mädchen vom Lande, wie bist du so schön!
So schön hab ich keines in Städten gesehen
Mein Herz ist, du Mädchen, von Liebe so voll
wie steht dir die Farbe der Unschuld so wohl
Wie fließt dir, du Mädchen, so ruhig das Blut
Du Mädchen vom Lande, wie bist du so gut
Ich habe dich zehnmal, du Mädchen gesehn
und immer gesprochen: Das Mädchen ist schön
Ich habe dir zehnmal ins Herzchen gesehn
du Mädchen vom Lande, wie fands ich so schön
Wie fand ich das Mädchen, das ganze, so recht
nach meinen zwölf Grillen vom Weibergeschlecht
Wie fand ich so wenig für Flitter und Gold
wie fands ich dem Buche der Bücher so hold
Wie fand ich das Mädchen vom Lande so fromm
Komm, sagt‘ ich, ins Hüttchen, du Liebliche, komm
Du Mädchen vom Lande, was tatest du da?
Du liefest zur Mutter und sagtest nicht Ja
Du Mädchen vom Lande, du bestes, wie soll
der Städter sich trösten? – Es gehe dir wohl
Text: Gedicht von Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1794)
Musik: Verfasser unbekannt
Zuerst in Vossischer Musenalmanach für 1796, S 197. Dann in der ersten Originalausgabe von Gleim’s Gedichten von W. Körte Halberstadt 1803, S 142. Die Volksweise bei Fink Nr 74 und Erk II 1 Nr 26 Concordia Nr 114. Ein Soldatenlied in Halle, Magdeburg und Tübingen gekannt, benutzt bloß Gleim’s Anfangszeilen und wird nach einer [anderen] hübschen Melodie gesungen und geträllert. (Böhme, Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895, Nr. 378)