Du Fluß, hörst du unsern Ruf
O Fluß, siehst du unsre Not?
Du gleicher fließt immer meerwärts
und wir träumen deinem Lauf zu folgen
der zum Meer dich unaufhaltsam führt
das dir Ursprung ist und Ziel zu Freiheit, ewger Fluß
Gleich wir Netzeflicker, junge Fischer an dem Strom
gebannt in unsern Kreis,
sehnen uns nach deiner mächtgen Freiheit
ewger Fluß.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
aus einem Liederheft (Liederhandschrift 2) aus dem Nachlass von Willy Graf („Weiße Rose“) mit bulgarischen Liedern, von denen zwei ins Deutsche übertragen wurden.
„Nur in einer ersten Textebene ist dies ein Lied auf den bei Sofia entspringenden, am Pirin-Gebirge entlang fließenden und über die bulgarische Grenze hinweg nach und durch Griechenland ins Agäische Meer strömenden westbulgarischen Fluß Stroma. Auf jener zweiten, konnotativen Ebene wird er dagegen zum Symbol der grenzensprengenden Freiheitssehnsucht – und dies eben nicht nur für die „in ihren Kreis gebannten“ bulgarischen „jungen Fischer“ .. (Wilhelm Schepping, Annotation und Konnotation, S. 194)