O sag mir doch mein frommer Christ
Welcher Mensch wohl der geplagtste ist
Vermutlich wird die Antwort sein
Ein armes Dorfschulmeisterlein
Er hat ja kaum das liebe Brot
Darauf streicht er die Butter der Not
Und tunkts ins Öl der Trübsal ein
Das arme Dorfschulmeisterlein
Wenn er die Kinder strafen tut
So sind die Eltern voller Wut
Und sprechen Ei das darf nicht sein
Du schlimmes Dorfschulmeisterlein
Wenn der Dorfzeiger nicht recht geht
Wird er von allen sehr verschmäht
Da heißt’s Es muß im Kopfe sein
Verrückt das Dorfschulmeisterlein
Wenn er Gevatterbriefe schmiert
Und außen nicht recht tituliert
So muß ein dummer Tölpel sein
Das arme Dorfschulmeisterlein
Und wenn ein Bauer taufen läßt
So hält er auch das Becken fest
Dafür kriegt er ein Bündelein
Das hungrige
Die Sackuhr führet er zum Staat
Auch wenn er Mist zu laden hat
Und kräuselt auch sein Haar gar fein
Das stolze Dorfschulmeisterlein
Wenn man ihm eine Kirchweih nennt
Läuft er als obs im Kopfe brennt
Frißt sauft und tanzt in Tag hinein
Das lustige Schulmeisterlein
Drei Pfeifen Tabak find vollbracht
Dabei ward dieses Lied gemacht
Für euch zu euerm Trost gar fein
Ihr armen Dorfschulmeisterlein
Anmerkung: Vorstehendes Lied wurde von drei muntern Geistlichen mit mehreren noch hinzugehörigen Versen in einem gesellschaftlichen Zirkel gefertiget, während jeder seine Tabackspfeife schmauchte, daher auch die im letztern Vers enthaltene Anspielung.
in: Pädagogisches Reisetagebuch über einen Theil von Bayern, Thüringen, Würtemberg, Baden und Hessen
Band 1, Von Wolfgang Konrad Schultheiss · 1839, S. 8 – 9