Dort, wo der alte Rhein mit seinen Wellen
so mancher Burg bemooste Trümmer grüsst
dort, wo die blauen Trauben saft´ger schwellen
und kühler Most des Winzers Müh´ versüsst
dort möcht ich sein, bei dir, du Vater Rhein
auf deinen Bergen möcht ich sein!
Ach könnt‘ ich dort in leichter Gondel schaukeln
und hörte dann ein schönes Winzerlied,
viel schön’re Träume würden mich umgaukeln
als sie der Pleisse flaches Ufer sieht.
Dort möcht‘ ich sein, wo deine Welle rauscht
wo’s Echo hinterm Felsen lauscht!
Dort, wo der grauen Vorzeit schöne Lügen
sich freundlich drängen um die Phantasie,
dort ist, nein, meine Sehnsucht kann nicht trügen
dort ist das Land der schönen Poesie.
Dort möcht‘ ich sein,:bei dir, du Vater Rhein
wo Sagen sich an Sagen reihn!
Wo Burg und Kloster sich aus Nebel heben
und jedes bringt die alten Wunder mit,
den kräft’gen Ritter seh‘ ich wieder leben
er sucht das Schwert, mit dem er erstmals stritt;
dort möcht‘ ich sein, wo Burgen auf den Höh’n
wie alte Leichensteine stehn!
Ja, dorthin will ich meinen Schritt beflügeln
wohin sich jetzt auch meine Sehnsucht träumt,
will freudig eilen zu den Rebenhügeln
wo die Begeistrung aus Pokalen schäumt.
Bald bin ich dort, und du, mein Vater Rhein
stimmst froh in meine Sehnsucht ein!
Text: Verfasser unbekannt (vor 1827)
Musik: Georg Schmitt von Trier (1842)
andere Schreibweise: Dort wo der Rhein mit seinen grünen Wellen