Dies, Brüder ist der König
von unserm deutschen Wein
doch sagt: wer soll der König
von unserm Liede sein
Karl, Karl, der große Kaiser
des Preises ist er wert
sang er nicht deutsche Lieder
und trug ein deutsches Schwert
Einst schaut er von dem Söller
zu Ingelheim ins Tal
es glänzte auf den Bergen
der Schnee im Frühlingsstrahl
Noch zwang ihn nicht die Sonne
zu Rüdesheim allein
da musst er nieder träufeln
vom Felsen in den Rhein
Der Kaiser siehts und lächelt
das deutet mir Gewinn
dort, wo der Schnee zerrinnet
soll die Olänner blühn
Sie ist ein Kind der Sonne
sie ist den Bergen hold
der Rhein, der gibt ihr gerne
zum Gastgeschenk das Gold
Der Kaiser sagts, und Boten
die werden ausgesandt
sie holen aus der Fremde
die Reb ins deutsche Land
Da grünt sie froh, als wär es
in heimatlicher Luft
es trinkt erstaunt der Schiffer
der Blüte Balsamduft
Den ersten Most den schenket
der Kaiser selbst sich ein
und ruft: zum deutschen Liede
gehört auch deutscher Wein
Drum Brüder lasst ihn leben
und klinget wacker an
dass er’s im Grab vernehme
der wackre deutsche Mann
Ja leben soll er, leben
an seinem schönen Rhein
er liebte deutsche Lieder
er gab uns deutschen Wein
Text: Aloys Schreiber (um 1820)
Musik: auf die Melodie von Reichardt „Wär ich ein wilder Falke“
Orlänner = Wein aus Orleans, später „soll uns die Rebe blühn“
Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)
Deutschnationaler Unsinn: a) wird hier die „deutsche“ Rebe aus Frankreich importiert und b) bauten bereits die Römer Wein in Deutschland an:
„Die Geschichte des Weinbaus in Rüdesheim lässt sich bis in die Römerzeit zurückverfolgen. So fand man um 1900 in einer Baugrube nahe der Brömserburg ein sichelförmiges römisches Rebschnittmesser. Also wurden schon im 3. Jahrhundert n.Chr. von den Bewohnern Weine geerntet. Weitere Hinweise fand man in merowingisch-fränkischen Gräbern an der Oberstraße, nämlich Weingläser als fromme Grabbeigaben.“ (Quelle)