Die Weiber mit den Flöhen
Die hand ein steten Krieg
Sie geben gar aus Lehen
Dass man sie all erschlug
Und ließ ihr kein entrinnen
Das war der Weiber Rach
So hättens Fried beim Spinnen
Und in der Küchen Gmach
Der Krieg hebt an am Morgen
Und währt bis in die Nacht
Die Weiber tund nit borgen
Und heben an ein Schlacht
Und so die Schlacht facht ane
Werfens von ihn das Gewand
Im Streit sie nacket stane
Weil sie zu fechten Hand
Und Hätt ich allweg baare
Ein Gulden in der Hand
Als oft die Weiber fahren
Nach Flöhen unters G’wand
Ich würd ein reicher Knabe
Hätt ein köstlichen Zoll
Ich wolt bald Gülden haben
Ein ganze Truhe voll.
Und könnt einer verbannen
Die Flöh so ungeheuer
Mit Brief möcht etwas erlangen
Wider der Flöh Fegfeuer
Vertrieb die Flöh so böse
Daß sie nit hielten Recht:
Der würd gar viel Geld lösen
von dem weiblichen G’schlecht.
Wessen Erde ist die Erde ?
Wessen Welt ist die Welt?
Die Grenzgänger spielen Lieder und Texte aus dem Bauernkrieg von 1524/1525 und ziehen die Parallelen bis in die heutige Klimakrise. Lieder aus der bedeutenden Sammlung “Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters” von Wolfgang Steinitz (1954/1962) und Songs von Bertolt Brecht treffen auf Geschichten des legendären Bundschuh-Führers Jos Fritz, Passagen aus den Reden Thomas Müntzers und aus den Memminger Artikeln, der frühesten gedruckten Erklärung der Menschenrechte von 1525. (Weitere Infos)
Die Weiber mit den Flöhen die haben ein steten Krieg
sie geben gern aus Lehen daß man sie all erschlüg
und ließ keiner entrinnen das wär der Weiber Rat
so hättens Ruh beim Spinnen und in der Kirchen auch
Der Krieg hebt an am morgen und währt bis in die Nacht
die Weiber tun nicht borgen und heben an ein Schlacht
und so die Schlacht facht an werfens von ihnen das Gewand
im Streit sie nackent stahn weil sie zu fechten hand
Der älteste Druck auf einem fliegenden Blatt 1530 hat bloß vier Strophen, wesentlich so wie hier. Dieses fliegende Blatt ist betitelt: „Drey schöne Lieder, Das Erst, Die weyber mit den Flöhen, die haben ein stettcn krieg. Im ton, „Entlaubet ist uns der walde. Das ander, Wie schon blüt uns der Meye. Das dritt, Mein fieyß vnd mü, ich nie, Hab gspart. (Holzschnitt, getheilt: links ein Schmaus, rechts eine sich flöhende Frau vor einem Kachelofen stehend, nudis posterioribus.) Am Schluß der 4 Bll. in 8°: Gedruckt durch Hans Guldenmundt (Nürnberg c. 1530) — Dedekind 1588, Nr. 48 mit Zusatz. Schürer 1602, Nr. 12.
Eine an die Rceormations-Polemik erinnernde Variante der 4. Strophe heißt:
Der Babst der kan nit bannen
die flöh so ungehewer
sein brief mögen nicht glänzen
wider der Flöh-Fegefeur
Bannt er die flöh so böse
daß sie fried hielten recht.
so würd er noch Geld lösen
von dem weiblichen Geschlecht,
Anderwärts steht: „Und könnt ein Mönch verbannen“ …
Daß das Lied nicht von Fichart ist (der es in seiner Flöhhatz 1573 als Anhang mit 6 Str. bringt), beweist schon der älteste Druck von 1530. Ferner ist’s als „Bawrenliedlein“ angeführt in Mich. Lindner’s Vorrede zum Katzipori 1558.
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