Die Sonne steht im höchsten Lauf
der Himmel schloß den Sommer auf
und dieser Wald und Auen
Mich leidet´s nicht mehr in der Stadt
ich bin der vielen Menschen satt
und all der gnäd´gen Frauen
Nun zieh ich an den Lodenrock
und nehme Ränzel, Hut und Stock
es lockt mich in die Ferne
Wo Thüringens Gebirge blaut
und seine Wälder hoch aufbaut
da wandre ich so gerne
Dort, wo entlang der Berge Grat
sich schlingt des Rennsteigs Höllenpfad
durch weite Tannenforsten
da will ich wie ein Vogel frei
in stiller Waldessiedelei
den heißen Sommer horsten
Ich ruh´ am Grenzweg, den verwischt
das lange Gras und überbüscht
das heidekraut am Raine
Es rauschet leise um mich her
der Wald raunt eine alte Mär
um graue Wappensteine
Des Lebens öder Niederschlag
der staubig auf der Seele lag
wie ein Geweb von Spinnen
Fort fliegt er mit der frischen Luft
ich sehe ihn im Sonnenduft
als Nebelstreif zerrinnen
Lenk ich dann heimwärts meinen Schritt
nehm ich vom Waldgebirge mit
durch noch so weite Räume
den Sonnenschein, das Wiesengrün
den Bach, an dem Blumen blühn
als Bild für meine Träume
Text: F. Suhle (1899) – Die letzte Strophe von Martin Meier-Wöhrden im gleichen Jahr hinzugedichtet
Musik: Martin Meier-Wöhrden , 1899 – auch auf die Melodie von Von allen Ländern in der Welt
in: Des Rennsteigwanderers Liederbuch (1907) —