Da Jesus an dem Kreuze stund,
und ihm sein Leichnam war verwundt
so gar mit bittern Schmerzen
die sieben Wort die Jesus sprach,
betracht in deinem Herzen
Zum ersten sprach er gar süßegleich
zu seinem Vater im Himmelreich
mit Kräften und mit Sinnen:
Vergib ihnen Vater, sie wissen nicht,
was sie an mir vollbringen
Zum andern, gedenk seiner Barmherzigkeit,
die Gott an den Schächer hat geleit,
sprach Gott gar gnädigleiche:
Für wahr! Du wirst heut bei mir sein
in meines Vaters Reiche
Zum dritten, gedenk seiner großen Not
lass Dir die Wort nicht sein ein Spott
Weib, schau Dein Sohn gar eben
Johannes, nimm der Mutter wahr
du sollst ihr gar eben pflegen
Nun merket, was das viert Wort was
mich dürst so hart ohn Unterlaß
schrie Gott mit lauter Stimme.
Das menschlich‘ Heil tät Er begehrn
seiner Nägel ward Er empfinden
Zum fünften, gedenk seiner Bitterkeit,
die Gott am heilgen Kreuz ausschreit:
Mein Gott, wie hast Du mich verlassen
Das Elend, das ich leiden muß,
das ist ganz über die Maßen
Zum sechst, das war ein kräftig Wort
das mancher Sünder auch erhort
aus seinem göttlichen Munde
Es ist vollbracht mein Leiden groß,
wohl hie zu dieser Stunde
Zum siebenten: Empfiehl mich Vater, in Dein Händ
Deinen heiligen Geist du zu mir send
an meinen letzten Zeiten
wenn sich mein Seel‘ von mir will scheiden
und mag nicht länger beiten
Wer Gottes Marter in Ehren hat
und oft gedenkt der sieben Wort
dess will Gott eben pflegen,
wohl hie auf Erd mit seiner Gnad
und dort im ew’gen Leben
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1561)
Passionslied des 15. Jahrhunderts, hier nach der Bearbeitung von Böschenstein 1515. Die dazu gehörende Melodie findet sich zuerst notiert in Babst’s Gsgb . 1545 , II . Th . Nr . 8. aber zu einem andern Texte: „In dich hab ich gehoffet , Herr „( daſ . Nr . 6 ) . Danach hier . Sie diente auch noch andern geistlichen und politischen Streitliedern der Reformationszeit . Im ev . Kirchengesang hat sie sich zum Passionslied noch bis heute erhalten .