Die Nacht mag sein so finster als sie will
Der Jungbuab ging auf die Gasse
Er schlug dem Mädchen vors Lädelein:
„Schatzelein, steh auf und laß mich ein
Du hast mirs ja verheißen, ja verheißen“
„Und wenn ich dir’s verheißen hab
So darf ich dirs nicht holten:
Es könnt einer oder der ander im Winkel stehn,
Der dich sieht hereiner gehn
Der tät uns ja verraten, ja verraten.“
„Es ist fürwahr mein getreuer Kamerad
Der tut uns nicht verraten:
„Bleib stehn! Bleib stehn! mein getreuer Kamerad
Bis das Glöcklein zwölfe schlagt
So tust du nun rufen, ja rufen!“
Der Wächter, der auf dem Türmlein saß
Sein Hörnlein tut er blasen;
„Steht auf! Steht auf! Ihr jungen Leut;
Wer bei seinem Schätzlein leit
Der Tag fängt an zu strahlen, ja strahlen!“
Und als das Mädel so früh aufsteht,
Frisch Wasser wollt sie holen.
Da begegnet ihm derselbige Knab
Der bei ihr geschlafen hat,
Und beut ihr guten Morgen, ja Morgen.
„Guten Morgen!Guten Morgen mein herztausiger Schatz
Wo hast denn du geschlafen?“
„Ich hab geschlafen, in deinem Arm
Hab geschlafen, daß es Gott erbarm!
Mein Ehr hab ich verschlafen, ja verschlafen.“
„Und wenn du deine Ehr verschlafen hast
So laß dichs nicht gereuen:
Ich bin fürwahr derselbige Knab
Der noch Geld im Beutel hat
Dein Ehr tu ich dir bezahlen, ja bezahlen!“
„Mein Ehr, mein Ehr die bezahlst du mir nicht,
Du bist ein loser Schelme!
Und wenn man Feuer und Stroh zusammenlegt,
Und kein Schnee dazwischen legt
So tut’s doch endlich brennen, ja brennen.“
Text und Musik: Verfasser unbekannt.
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 812c Mündlich 1884 aus Niedersulzbach im Elsaß)
Ab Strophe vier steht das Lied schon in „Der Wächter auf dem Türmlein saß“ – „Deutscher Liederhort“, Nr. 135)