Die Muhme sprach zu mir: Mein Kind da hast du Gulden sieben (Kuckuck)

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Die Muhme sprach zu mir:
„Mein Kind, da hast du Gülden sieben,
nimm deinen Stab und zieh geschwind
zum Waldgebirge drüben.
Der Holler steht im Blütenschmuck
ein Vogel schreit: Kuckuck, kuckuck.
Der soll am ersten Maien
dein Glück dir prophezeien.“

„Vernimmst du seines Rufes Klang
beginn dein Geld zu zählen,
und schreit er wacker, schreit er lang
wirds nie an Geld dir fehlen;
denn ein Prophete ist der Kuckuck
gleich Jona, Nahum und Habakuk
und was sonst noch für Weisen
die heilgen Bücher preisen.“

Und als ich kam an Waldes Rand
ein Wirtshaus sah ich stehen.
Frau Wirtin vor der Türe stand
liess ihre Schürze wehen.
Da spürt ich plötzlich einen Ruck.
“ Frau Wirtin, einen einz’gen Schluck
von Eurem Wein, dem kühlen
den Staub hinabzuspülen!“

Der Kuckuck schwieg; es rann der Wein
und als die Sonn‘ gesunken,
war von den sieben Gülden mein
der siebente vertrunken.
Ich tat betrübt den letzten Schluck
da liess im Wald sein Kuckuck
der Vogel hell ertönen
als wollt‘ er mich verhöhnen.

Und hab‘ ich keine Gülden mehr
ich will mich nicht drum quälen.
Die Flaschen, die ich zechte leer
begann ich flugs zu zählen.
Zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben Stück
kuckuck, kuckuck, kuckuck, kuckuck,
Der Vogel riefs herüber
wohl hundertmal und drüber.

Wohl mir, dass ich die Flaschen zählt‘
beim Ruf des Waldpropheten.
An Flaschen hat mir’s nie gefehlt
doch häufig an Moneten.
Hab Dank, du lieber Waldkuckuck:
Ich trink‘, wills Gott, noch manchen Schluck,
und wer’s mir will verwehren
mag sich zum Kuckuck scheren!

in “ Allgemeines Deutsches Kommersbuch

Liederthema:
Liederzeit: vor 1900 : Schlagwort:


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