Die Menschheit klagte jammerhaft
Sie stund in großen Sorgen
Wann kommt, der uns Erlösung schafft
Wie lang bleibt er verborgen?
Ach Herr und Gott, sieh an die Not
Worin wir Armen ringen
Gedenk auch an dein ewig Wort
Und lass sich niederschwingen
Den Trost in allen Dingen
Der Vater hört der Klage Laut
Unlang war sein Besinnen
Er frug den Heilgen Geist vertraut
Wie tun wir diesen Dingen?
Ließ ich das Volk verloren sein
Die Schöpfung meiner Hände?
Eh wollt ich schicken meinen Sohn
Der kann ihm Kummer wenden
Einen Boten wollt er senden
St. Gabriel, ein Engel fein
Der stund bei Gott dem Vater
Er sprach: Du sollst der Bote sein
Sollst dich nicht lang beraten
Und fahr mir zu der reinen Maid
Sie mag mir Wohlgefallen
Sie trägt auch aller Tugend Kleid
Geliebt mir über allen
Die grüß mit reichem Schallen
Als Gabriel das Wort vernimmt
Er neigt dem dreimal Einen
Schöpfer, was deiner Gottheit ziemt
Zu tun will ich mich peinen
Was sag ich denn der Jungfrau rein?
Antwort gab Gott der Vater
Sie soll empfangen meinen Sohn
Der Geist wird sie umschatten
Grüß sie mit diesen Worten
Durch Wolken drang der Engel gleich
In schnelliglicher Eile
Er sprach zur Jungfrau tugendreich
In einer kurzen Weile
Ave, du bist der Gnaden voll
Lass keine Furcht erblicken
Der dies Geschlecht erlösen soll
Will sich zu dir verstricken
In wenig Augenblicken
Maria sah den Engel an
Gar lieblich war ihr Schauen
Sie sprach: Ich weiß von keinem Mann
Wie sollt ich das denn glauben?
Da sprach der Engel: Sicherlich
Der Geist wird dich umschatten
Maria sprach: Sieh deine Magd
Mir gescheh nach deinen Worten
Die Gottheit hört es dorten
Als sie den Willen drein ergab
Der Vater hört es gerne
Er ließ sich menschlich bald herab
Aus hoher Himmelsferne
Der heilge Geist umgab die Magd
Er ward von ihr empfangen
Es hat gewährt fünftausend Jahr
Die in der Vorhöll rangen
Nach Ihm stund ihr Verlangen
So hat die Magd den Gottessohn
In keuschem Leib empfangen
Hat ihn getragen keusch und rein
Bis ihre Zeit vergangen
Den Sohn geboren hoher Art
Zu Bethlem in der Scheuer
Der ew’ge Gott verjünget ward
Als Phönix in dem Feuer
Das ist uns große Steuer
Drum singen wir den Lobgesang
Dir Mutter Jesu Christi
Die uns behüten wollest lang
Und unser Leben fristen
Bei unserm Ende gnädig sein
Wenn wir einst leiblich sterben
Behüten uns vor Höllenpein
Deines Kindes Huld erwerben
Auf dass wir nicht verderben
Text: Verfasser unbekannt ?
in Deutsche Weihnachtslieder (Simrock), 1859