An meinem Werktisch kalt und kahl
verirrt sich – könnt’s auch anders sein?-
kein Vogelfang, kein Sonnenstrahl
nur Dämmerlichter fallen fahl
Durch staubgekrönte Scheiben ein
Da hock ich nun jahrein, jahraus
die Spindel springt im Rädertanz
Kein Sonntag füllt die Leere aus
hab ich mir auch den schönsten Strauß
mit heimgebracht aus seinem Glanz
Und stell die Blumenpracht ich auch
mir in ein Wasserglas – wie bald
verduftet all ihr süßer Hauch
in er Ventile dunst´gem Rauch
der grau den Werkstattraum umkrallt
Die Wände glotzen kalkig kühl
splittrig durchrippt vom Holzgebälk
im Bodenraum im Dachgestühl
Die Spindel hüpft im Räderspiel
und meine Blumen hängen welk
Das ist die Welt, die mich umstarrt
erbarmungslos jahraus, jahrein
Das ist mir bittere Gegenwart
die ist die Zukunft, die mein´ harrt
ohn´ Vogelsang, ohn’ Sonnenschein
Die Spindel tanzt zum Räderlied
das schrill den öden Raum durchhallt
Ihr Blumen seid so früh verblüht
und meine arme Jugend flieht
dahin am Werktisch kalt und kahl.
Text: Ludwig Leffen
Aus: Das proletarische Schicksal (Hrsg: Hans Mühe )
Ein Querschnitt durch die Arbeiterdichtung der Gegenwart, Leopold Klotz Verlag, Gotha 1929
Arbeiterliedarchiv der Akademie der Künste, Berlin