Die Erde ist zum Licht erstanden
aus tiefer langer Winternacht
befreit ist aus des Eises Banden
der Ströme stille Schöpfermacht
Der Mai küsst alle Blumen munter
und tauet alle Herzen auf
er schmücket alle Fluren bunter
und streuet Gold in Fülle drauf
Die Knechtschaft auch hat ihre Grenze
im ehrnen Gange der Natur
und auferweckt vom jungen Lenze
zieht Freiheit ihre Strahlenspur
Sie leuchtet in das tiefste Dunkel
der kleinsten Hütte hell hinein
und ruft, umwallt von Lichtgefunkel
Das ganze Volk soll fröhlich sein
Am ersten Tag im jungen Maien
in Trümmer sank die alte Welt
die alte Welt, ein Feind der Freien
die alte Welt voll Sündengeld
Ein Jubel geht durch alle Lande
und schwingt sich über jedes Meer
und schlinget heil´ge Bruderbande
um der Enterbten zahllos Heer
Wir legen nun die Waffen nieder
und heben doch der Arbeit Stahl
wir regen gern die frischen Glieder
doch fluchen wir der Arbeit Qual
Wir kämpfen für das Recht der Freien
und für den Frieden gegen Krieg
wir hoffen auf den Völkermaien
und glauben an der Freiheit Sieg
Text: Robert Seidel
Musik : O. Suchsdorf
in “ Der freie Turner “ – 1913