Wer zu der Lieb will bringen
ein schönes Jungfräulein
der muß vor allen Dingen
stets dahin bedacht sein
daß drei Freier ausrichten
was sein Herze begehrt
wo es geschicht mit Nichten
der Lieb ihm wird nicht gwährt
Erstlich mit seinen Äugelein
muß er so schauen an
die da soll die Liebste sein
sehnlich ohn Unterlan
Alsdenn müßt er auch drücken
ihr Händlein gar subtil
ihr nicht kehren den Rücken
so er Gnad haben will
Letzlich mit seinem Züngelein
sein Lieb entdecken muß
wie sie ihm macht so große Pein
dazu großen Verdruß
Muß sie um Genad bitten
daß sie sein junges Lebn
erhalt durch Liebessitten
welches er sonst müßt aufgebn
Nun han zwar meine Äugelein
aufs Best das ihr gethan
mir das schönste Jungfräulein
neulich gezeiget an
Dadurch ich bin entzündet
in Lieb und Liebesschmerz
wo man nit bald Rath findet
so stirbt mein junges Herz
Auch hab ich nicht zu klagen
über die Hände mein
so oft ichs zugetragen
daß sie mein Liebespein
Durch Lieb und Liebeszeichen
mit gutr Gelegenheit
kunnten ein Herz erweichen
han sie’s gethan allzeit
Allein eins thut mich schmerzen
welchs mich betrübt all Stund
daß ich in meinem Herzen
nicht habe einen Mund
Welcher da könnte zeigen an
wie es gesinnet wär
Auch wie dasselb ohn Unterlan
ausstünde groß Beschwer
nach: Venus Glöcklein, Oder Newe Weltliche Gesänge Durch Joh. Lyttichium (Jehna 1610), Nr. IX
nach Hoffmann von Fallersleben : Die deutschen Gesellschaftslieder, 1843