Des Weibes Schöpfung zu vollbringen
War wirklich keine Kleinigkeit
Dem Schöpfer selbst wollt´s nicht gelingen
Es setzte ihn in Verlegenheit
Was geschah dann?
Es wurden Preise ausgeschrieben
für brave Künstler weit und breit
Es fanden sich der Meister sieben
Sogleich zu diesem Dienst bereit
Wer waren die Sieben?
Der Müller, weiß bestäubt die Kleider
Der Fleischer, Kürschner kommen an
Der Schlosser und der dürre Schneider
Der Tischler und der Zimmermann
Nun frisch zur Arbeit
zwar fleissig wurd das Werk betrieben
und steht in kurzer Zeit vollbracht
Doch frägt es sich wer von den sieben
das Meisterstück daran gemacht
Der Müller auch nicht?
Der baute schlecht in seiner Rinne
ist oft an Wasser grosse Not
bald fliesst es schleunig bald zu dünne
bald fließt es weiß, bald fließt es rot
Auch nicht der Fleischer?
der ist von allen anzuklagen
denn der verstund das Salzen nicht
so dass zumal in Sommertagen
das Fleisch nicht gar zu lieblich riecht
Auch nicht der Kürschner
das ist ja wahrlich zu beklagen
es macht den Weibern viel Verdruß
so daß´s im Sommer wie im Winter
den heißen Pelz ertragen muß
Auch nicht der Schlosser ?
zwar künstlich ist das Schloß gediehen
die Arbeit ist sehr zart und fein
doch kurz, was half ihm all sein Bemühen
es paßt ein jeder Schlüssel drein
Auch nicht der Schneider ?
der hat kein Knopfloch in der Falte
und auch kein Knopf daran genäht
so daß die Anfangs kleine Spalte
stets größer wird und offen steht
Jetzt kommt der Tischler
seht hier den Meister Tischler von den Sieben
er hobelte das Ding sehr fein
man kann stets aus- und einwärts schieben
man zieht sich keinen Splitter ein
Text: Verfasser unbekannt. Graz in der Steiermark, ca. 1840. Handschrift Nr. 840 des steiermärkischen Lamdesarchivs in Graz aus dem Besitze Anton Meixners, S. 11 ff Nr. 8 — in Prosa bei J. Polsterer , Schwänke und Bauernerzählungen aus Niederösterreich (1908, S. 155)
in: Emil Karl Blümml: Schamperlieder und deutsche Volkslieder des 16. – 19. Jahrhunderts (Futilitates – Beiträge zur volkskundlichen Erotik), Wien 1908
In einer Handschrift aus Wien von ca 1850 im Besitze Dr. A. Nemeth´s: der Gerber. Auch die folgenden Varianten sind dieser Handschrift entnommen:
Str.3: Kürschner = Gerber
Str. 5: „In seiner Rinne ff“ = „denn in der Mitte, dann fließt es dünn trotz allen Bitten fließt es bald weiß, bald wieder rot“
Str 6: zumal = Zumalen (hds Graz)
„weil in den lieben Sommertagen das liebe Fleisch nicht lieblich riecht“ (Wien)
Str. 7 fehlt (Wien)
Weitere Strophen in der Wiener Fassung:
Der Gerber:
Seid ihr schon fertig? sprach der Gerber
und lachte höhnisch hinterdrein
das Nötigste ist ausgeblieben
die Appretur wird nötig sein
Die kann nur ich allein der Grotte
durch meine Gerberkunst verleihn
elastisch weicht sie nur dem Gotte
gleichviel, ist groß er oder klein
Jetzt ist das Dingchen ganz vollendet
nun kann die Arbeit vor sich gehn
und wer den edlen Saft verschwendet
wird das Ding nicht ungern sehn
(Ebenfalls mit 18 Strophen bei G. Butzinger)