Der Wein und das Wasser
die tun miteinander streiten
Der Wein der kann das Wasser nit leiden
er wollt mit dem Wasser streiten, ja streiten
aus dem Lande wollt er es vertreiben
Das Wasser, das sprach: ich bin so fein
Ich falle vom Himmel das Tal hinein
Ich laufe dem Müller vors Hause, ja Hause
Sein Rädelein tu ich ihm brause, ja brause
Der Wein, der sprach: Und ich bin so fein
Man trägt mich in den Keller hinein
Man trägt mich vor Fürste und Herre, ja Herre
und ein jeder Mann trinket mich gere, ja gere
Das Wasser, das sprach; und ich bin so fein
Man traget mich in die Küche hinein
Man braucht mich die ganze Woche, Ja Woche
Zum Buche, zum Backe, zum Koche, ja Koche
Der Wein, der sprach; Und ich bin so fein
Man traget mich in die Kirche hinein
Man braucht mich zum Sakramente, ja mente
und ein jeder braucht mich vor seinem Ende
Das Wasser, das sprach: Und ich bin so fein
Man traget mich auch in die Kirche hinein
Man braucht mich fürs Kindlein zu taufe, ja taufe
ums Geld lass ich mich nit verkaufe
Der Wein, der sprach: und ich bin so fein
Man pflanzt mich auf hohe Berge
Wo kann man mich höher noch pflanze, ja pflanze?
Von Rosen trag ich schon ein Kranze
Das Wasser, das sprach: und ich bin so fein
Denn ich falle vom Himmel die Berge hinein
Und wär ich im Sommer nit komme, ja komme
An dem Rebestock wärst du verdorret
Da sprach der Wein: Du hast ja jetzt recht
Denn du bist der Meister und ich bin dein Knecht
Wärst du in dem Sommer nit komme, ja komme
In der Wurzel wär ich schon gestorbe
in: Verklingende Weisen – Volkslieder aus Lothringen (1926, “ Vorgesungen von Papa Gerné Melodie aufgenommen von Cl. Weber am 18. April 1918″) –