Der Unternehmer-Ehemann
wie tritt er fröhlich schmunzelnd an!
„Eulalia, dein hab ich gedacht
zum frohen Fest der Weihenacht.
Ganz offen, dieses letzte Jahr
war prächtig, schön und wunderbar.
Der Rechtsblock, um es zu gestehn,
hat stets nur auf mein Wohl gesehn.
Er füllte mir den Säckel voll,
er gab uns den erhöhten Zoll
Die Steuern sind gestundet schon
auch kämpft er für verkürzten Lohn.
Jedoch für lange Arbeitszeit.
Eulalia, ich bin so weit:
heut kann ich Dir zum Angedenken
die köstlichsten Brillanten schenken!“
Ach, diese dumpfe Wohnung weist
kein Spürlein auf vom Weihnachtsgeist!
Ein Tannenzweig mit kargem Licht,
das ist die rechte Weihnacht nicht.
Hier haust das Elend, wohnt die Not.
Es reicht ja kaum für’s täglich Brot.
Der Gatte spricht: „Das Leid ist groß,
ich war so lange arbeitslos,
und wieder drohn die reichen Herren
brutal und roh uns auszusperren.
Wie sie das Leben uns verteuern!
Schon drohen sie mit neuen Steuern.
Doch, liebe Frau, das schwör ich dir.
Im nächsten Jahr, da kommen wir!
Heut’ aber, mag´s mich schwer auch kränken,
kann ich Dir leider – gar nichts schenken!“
Unter dem Titel „Stille Nacht heilige Nacht“ –
in “ Der Textilarbeiter “ , Dezember 1927
Text: Henning Duderstadt